Es lohnt sich, über die Grenze der Stiftungen in Deutschland hinaus zu schauen, und Stiftungen im deutschsprachigen Ausland als Förderpartner zu entwickeln.
Zwar ist der Stiftungssektor in Deutschland was die Anzahl der Stiftungen angeht größer als in der Schweiz oder in Liechtenstein. Wenn man sich das Finanzierungsvolumen ansieht, stecken in diesen beiden Ländern viele interessante Chancen für Projekte in und aus Deutschland.
In der Schweiz zählt man derzeit etwa 13.000 gemeinnützige Stiftungen, in Liechtenstein 1.300. Viele der StifterInnen haben dabei einen direkten Bezug zu Deutschland und fördern entsprechende Projekte aus den Bereichen Soziales, Gesundheit, Kultur, Umweltschutz oder Entwicklungszusammenarbeit.
Insofern soll dieser Bereich in diesem Blogartikel von unserem Gastautor Alexander Spieth etwas genauer beleuchtet und vorgestellt werden, so dass damit verbundene Förderchancen für das eigene Projekt erkannt und ggfs. genutzt werden können.
Fakten zu Stiftungen in Liechtenstein
Ende 2020 waren im Fürstentum Liechtenstein 1.362 gemeinnützige Stiftungen registriert. Dabei ist nur ein kleiner Teil der Stiftungen in Liechtenstein überhaupt registriert. Bei den nicht registrierten Stiftungen handelt es sich jedoch oftmals um Familienstiftungen. Gemeinnützige Stiftungen müssen in Liechtenstein registriert sein. Im Schnitt wurden über die vergangenen 5 Jahre jährlich über 100 neue gemeinnützige Stiftungen im Fürstentum Liechtenstein gegründet. Zahlen in dem Zusammenhang lassen sich hier finden: https://www.stifa.li/facts-figures/
Leider werden dort nur Adressen, jedoch keine differenzierten Angaben, etwa zum Stiftungszweck, veröffentlicht. Entsprechend sind viele Stiftungen als potentieller Förderpartner schwer einzuschätzen.
Neu dazu gekommene Stiftungen werden im Amtsblatt regelmäßig veröffentlicht wie bspw. hier https://apps.llv.li/amtsblatt/kundmachung/display/109407
Eine Stiftung kann in Liechtenstein mit dem Mindestkapital von 30 TSD CHF/ EUR/ USD gegründet werden. Mit der Errichtung einer Stiftung treten die Stiftenden einen Teil ihre privaten Vermögens ab, was entsprechend ab dann das Stiftungsvermögen bildet. Das Vermögen gehört dann der Stiftung und ist somit ein verselbständigtes Vermögen. Der Zweck der Stiftung kann einen nicht gewinnorientierten also gemeinnützigen Zweck oder einen private-benefit-purpose, also privaten Nutzen verfolgen. Eine gemeinnützige Stiftung darf nur insofern kommerziell aktiv werden, als es der Erfüllung des gemeinnützigen Zwecks dient. Eine private-benefit-purpose-Stiftung hingegen darf kommerziell aktiv werden, solange es bspw. der Verwaltung von Investitionen des Stiftungs-vermögens dient.
Die Vereinigung liechtensteiner gemeinnütziger Stiftungen und Trusts (VLGST) ist eine gute erste Anlaufstelle und ein verlässliches Informationsportal für die Aktivitäten im Fürstentum. Nach einer Umfrage der VLGST unter 340 Förderstiftungen investierten 2019 75% der befragten Ihre Fördergelder im internationalen Umfeld.
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Fakten zu Stiftungen in der Schweiz
In der Schweiz zählt man derzeit etwa 13.000 gemeinnützige Stiftungen. Davon sind rund 7.000 unter eidgenössischer und 6.000 unter kantonaler Aufsicht. Das Vermögen wird auf ca. 100 Mrd. Euro geschätzt, die jährlichen Ausschüttungen liegen bei 1,2 Mrd. CHF. In der Schweiz ist die Stiftungsdichte pro Einwohner deutlich höher als in Deutschland oder in den USA.
Ein öffentliches Register aller gemeinnütziger Stiftungen existiert nicht. Der Staat bietet das nicht an. Ähnlich wie in Liechtenstein wird aber ein Verzeichnis aller Stiftungen betrieben, welche unter eidgenössischer Aufsicht sind: https://www.edi.admin.ch/edi/de/home/fachstellen/eidgenoessische-stiftungsaufsicht/stiftungsverzeichnis.html
Gemeinnützige Stiftungen unter Aufsicht der Kantone oder unter kirchlicher Aufsicht sind darin jedoch nicht aufgeführt.
Gleichwohl gibt es in der Schweiz einige Quellen, um entsprechend Stiftungen, mit ihrem jeweiligen Förderzweck oder auch damit verbundenen Personen finden. Mögliche Quelle ist dabei die erste Plattform, welche alle Stiftungen auf diese Art und Weise anbietet: https://www.fundraiso.ch Ein Vorteil dieser Plattform: auch kleinere Stiftungen, die nicht im Handelsregister sind, lassen sich hier finden. Die größte Schweizer Spendenplattform findet sich hier https://stiftungschweiz.ch . Dort findet man auch zahlreiche Förderbeispiele und Hinweise, etwa um daraus auch Besonderheiten bei der Qualität der Projektkommunikation zu erfahren. Eine weitere Informationsquelle bietet https://www.moneyhouse.ch/de
Zwei Verbände spielen in der Schweiz eine wichtige Rolle:
- proFonds – Dachverband der gemeinnützigen Stiftungen und Vereine https://www.profonds.org
- SwissFoundations – Verband gemeinnütziger Förderstiftungen https://www.swissfoundations.ch
Drei Beispiele für international fördernde Stiftungen aus der Schweiz
Die folgenden drei Stiftungen fördern ausdrücklich auch außerhalb der Eidgenossenschaft
- Stiftung Helvetia Patria Jeunesse (Zielgruppen: Kinder- und Jugend) https://www.helvetia.com/ch/helvetia-jeunesse/de/startseite.html
- Avina Stiftung (Förderthema: Nachhaltige Ernährung) https://avinastiftung.ch/
- Medicor Stiftung (Förderzweck: Entwicklungszusammenarbeit) https://www.medicor.li/de/
Und der Stiftungsmarkt in Österreich?
Der österreichische Gesetzgeber kannt in den letzten Jahrzehnten nur privatnützige Stiftungen. Erst vor ein paar Jahren wurden die Grundlagen dafür geschaffen, dass in der Alpenrepublik auch gemeinnützige Stiftungen aktiv werden können. Aus diesem Grund ist der Stiftungsmarkt noch sehr unterentwickelt und es lohnt sich für deutsche Organisationen kaum, hier genauer zu recherchieren. Es gibt aber erste zärtliche Pflänzchen, die sich vielleicht in den nächsten Jahren wunderbar entwickeln, z. B. im Form des Verbandes für gemeinnützige Stiftungen Österreich.
Fundraising bei Stiftungen in Liechtenstein und in der Schweiz
Das Beispiel Liechtenstein
Zahlreiche gemeinnützige Stiftungen in Liechtenstein geben Jahr für Jahr Spendenbeiträge für gemeinnützige Initiativen und Organisationen.
Viele Stiftungen in Liechtenstein sind von einem engen Kreis an Treuhändern und Anwälten verwaltet oder bspw. auch mit Stiftungsräten aus der Schweiz und Deutschland verbunden. Insofern sind Kontaktpflege und ggfs. Beziehungspflege zu diesem Kreis, unterstützend und wichtig. Dies vor allem auch vor dem Hintergrund, dass viele dieser Personen, ähnlich wie in Deutschland, mit zahlreichen Anfragen überhäuft werden. Entsprechend gehen viele Anfragen unter und werden nie beantwortet.
Ein kreativer und engagierter Ansatz bei Förderanfragen kann also entscheidend sein, falls keine Beziehungen vorhanden sind. Erfahrungsgemäß kann gesagt werden, dass viele Stiftungen in Liechtenstein dazu tendieren, einen höheren Betrag pro Jahr zu sprechen, statt viele geringere Beträge. Und es kann gesagt werden, dass viele Förderungen davon, nicht nur Liechtensteinischen Projekten, sondern insbesondere auch Schweizer Projekten, und nachrangig auch Projekten aus Deutschland zu Gute kommen.
Erfahrungen aus der Praxis
Dabei ist es, aufgrund der Recherche und des Matching, nicht immer gleich eindeutig, ob eine Stiftung in Liechtenstein ein deutsches Projekt fördert.
Beispiel: ein Projekt in Bayern für Menschen mit Handicap. Diese suchten im vergangenen Jahr, ergänzende Fördermittel für den Neubau von Wohn -und Lebensbereichen. Dabei wurde auch die Erik Fejmert Stiftung mit Sitz in Vaduz im Fürstentum Liechtenstein auf dem Postweg angefragt. Zweck der Stiftung ist die Bestreitung der Kosten der Erziehung und Ausbildung, der Ausstattung und Unterstützung und des Lebensunterhaltes im allgemeinen, sowie die wirtschaftliche Förderung im weitesten Sinne von Armen und vor allem Blinden sowie die Verfolgung ähnlicher Zwecke. Im Ergebnis gab es eine Förderzusage und das interessante daran ist, dass, wen man den Kontakt zu dieser Stiftung pflegt, weitere Förderungen möglich sind. Ebenso ist dies ein Einstieg in dieses Netzwerk „Liechtenstein“ der entsprechend weiter entwickelt werden kann.
Beispiel Schweiz:
Zum Einstieg in diesen Fördermarkt genügt es, ein paar wenige Grundregeln zu beachten, um mit Freude und Engagement mit potentiellen, neuen Förderpartnern in der Schweiz in Kontakt zu kommen.
Der Ablauf einer Förderanfrage, die quasi den Erstkontakt herstellt, gliedert sich im Normalfall in wenige Schritte. Nach der schriftlichen Erstkontaktaufahme kommt es, bei Interesse der Stiftung, zu einem weiteren Austausch per Brief (Postweg), Email oder Telefon. Das Ziel des Austausches ist es, in einem knappen Factsheet über die Projektqualität, die Innvoation und Wirkung zu informieren.
Empfehlenswert sind dabei auch individualisierte Anschreiben – Massenanschreiben entsprechen nicht dem Qualitätsstandard der damit verbundenen Kommunikation. Sollte eine Gesuchsstellung möglich werden, kann man sich u.a. auch an diesem Standard orientieren: https://www.swissfoundations.ch/wp-content/uploads/2019/07/Das_perfekte_Gesuch_1.pdf
Unser Online-Seminar mit Alexander Spieth:
So kann es in der Praxis laufen:
Ein Beispiel für einen potenziellen Förderpartner wäre die Ursula Ströher Stiftung. Sie ist eine im Jahre 2000 gegründete Schweizer Stiftung mit Sitz in Basel. Ihr Förderungsschwerpunkt fokussiert auf Institutionen im In- und Ausland, deren wohltätige Zwecksetzung insbesondere Behinderten oder alleinstehende alte Menschen, Forschungsstellen im Bereich der Alzheimer Krankheit berücksichtigt. Anstelle der Förderung von Institutionen können dabei auch direkte Zuwendungen an Einzelpersonen erfolgen, die dem Stiftungszweck entsprechen. Einen Kontakt zur Stiftung kann man über das UNIVEST Family Office weiter entwickeln.
Ein weiteres Förderbeispiel wäre die Fritz Böhner-Stiftung 2010 in Basel gegründet. Es handelt sich hier um eine gemeinnützige Stiftung zur Förderung und Unterstützung der weltweiten Forschung auf dem Gebiet der Krebserkrankungen, um das Wissen über Krebs stetig zu steigern und die Lebensqualität von Menschen mit Krebs zu verbessern. Daneben bezweckt die gemeinnützige Stiftung die Förderung und Unterstützung psychisch kranker oder behinderter Menschen in der Schweiz und auch im Ausland. Dazu kann sie Personen, die an einer psychischen Krankheit oder Behinderung leiden, finanziell unterstützen, sowie Institutionen und Projekte für psychisch kranke oder behinderte Menschen fördern.
Im Förderbereich „Bildung“ wäre die Stiftung Roldenfund zu erwähnen. Sie besteht seit 2007 und hat ihren Sitz in Basel. Die Stiftung fördert und unterstützt Tätigkeiten, Projekte, Personen, Organisationen und Institutionen im Bereich der Bildung und Kultur. Ausserdem hilft die Stiftung Menschen, die wegen Alter oder während der Ausbildung oder aus anderen Gründen der Unterstützung bedürfen. Auch die Stiftung Roldenfund erfüllt ihren Zweck sowohl in der Schweiz als auch im Ausland.
Ein Beispiel für den Standort Zürich wäre die 2016 gegründete Edith Walder-Stiftung. Der Zweck der Stiftung besteht darin, die Bereiche Natur- und Tierschutz, soziale Fürsorge, Gesundheit, Künste, Kultur sowie Bildung und Wissenschaften im In- und Ausland zu fördern. Die Stiftung kann alle Massnahmen treffen, die dazu dienen, ihren Zweck zu fördern, insbesondere Projekte, Institutionen und Organisationen unterstützen sowie alle Geschäfte tätigen, die direkt oder indirekt mit ihrem Zweck in Zusammenhang stehen. Die Stiftung kann Zweigniederlassungen errichten und sich an anderen Unternehmen im In- und Ausland beteiligen.
Zusammenfassung: Ein Blick über die Grenzen lohnt sich
Stiftungen in der Schweiz und Liechtenstein, stellen eine interessante Ergänzung zum deutschen Stiftungsmarkt dar. Aus der Erfahrung betrachtet, ist dabei nicht immer gleich über den Satzungszweck oder die ersten Rechercheergebnisse ersichtlich, ob und welche Förderchancen es gibt.