Erste Hilfe beim Schreiben von Fördermittelanträgen


Drei Tipps von Gastautor Daniel Pichert, die Ihren Projektantrag besser machen


Ist Ihnen das schon einmal passiert?

Sie arbeiten für eine gemeinnützige Organisation, und Sie haben alle Hände voll zu tun. Während der wöchentlichen Teamsitzung erklärt Ihr Geschäftsführer, dass gerade eine interessante Ausschreibung veröffentlicht worden ist.

So genau hätte er die nicht gelesen, aber sie sei interessant, ja sogar sehr interessant, vor allem in Anbetracht der in Aussicht stehenden Fördersumme.

„Wir werden einen Projektantrag einreichen“, sagt Ihr Chef, und Sie fragen sich insgeheim, wer genau mit „wir“ gemeint ist.


Und schon wird die entscheidende Frage gestellt: Wer macht’s?

Sie bemerken, dass Ihre Kolleginnen und Kollegen plötzlich von einer seltsamen Apathie befallen sind: Keiner bewegt sich, verlegene Blick auf den Boden, Stille.

„Könntest du das übernehmen?“, fragt Ihr Chef, und er fragt Sie.

Der restliche Ablauf folgt einem vorhersehbaren Schema: Sie hätten eigentlich keine Zeit, sagen Sie. Aber das Ganze ist sehr wichtig, dass müssen wir machen, sagt Ihr Chef, und es seien ja noch zwei Wochen Zeit bis zur Abgabe, also noch ganz viel Zeit, das sollte doch zu machen sein.

Abschließend erhalten Sie noch einige Komplimente über Ihr schnelles Arbeitstempo, und damit ist die Sache beschlossen: Sie werden den Antrag verfassen.

Diese fiktive Szene könnte sich so in vielen Organisationen abspielen, denn in den seltensten Fällen verfügen Einrichtungen über ausgebildete Mitarbeiter/innen, die sich ausschließlich dem Fördermittel-Fundraising widmen (können).

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Häufig erfolgen Antragstellungen zusätzlich zum Tagesgeschäft und unter hohem Zeitdruck.

Und selbst wenn bei einer Akquise größere Fördersummen auf dem Spiel stehen, heißt das nicht unbedingt, dass diese Aufgabe einer Person zufällt, die in diesem Bereich besonders viel Erfahrung hat.

Wir Fördermittel-Berater predigen gerne, wie wichtig ist, Fundraising:

  • systematisch,
  • mit ausreichendem zeitlichen Vorlauf und
  • mit Know-how

zu betreiben.

Aber so manche Predigt verhallt ungehört, und die oben geschilderte Szene stellt eher die Regel als die Ausnahme dar. Wenn Sie also etwas Ähnliches erlebt haben, dann trösten Sie sich: Sie sind zumindest nicht allein.

Aber wie geht man nun mit einer solchen Anforderung um – vor allem, wenn die Aufgabe einer Antragstellung Ihnen als eine Herausforderung erscheint?

Die gute Nachricht ist: Fördermittel-Fundraising kann man lernen. Und einige Menschen – nicht alle – finden irgendwann sogar Gefallen an dieser Aufgabe.


Ohne guten Antrag hat auch ein gutes Konzept kaum Chancen

In jedem Fall hilft es, wenn man einige Dinge darüber weiß, wie man gute Fördermittelanträge schreibt.

Dies erhöht die Chancen, dass ein Projekt bewilligt wird, dramatisch.

Und selbst wenn das „Anträge schreiben“ (noch) nicht zu Ihren Lieblingstätigkeiten gehört: Immerhin ist die Arbeit schneller erledigt, wenn man weiß, wie es geht und worauf man achten muss.


Erste Hilfe: Drei schnelle Tipps für das Schreiben von Anträgen

Sie schreiben gerade an einem Förderantrag? Ich gebe Ihnen drei einfache Tipps, die Sie schnell umsetzen können, um ihren Antrag zu verbessern.


Tipp 1: Präsentieren Sie Ihre Organisation als die „richtige für den Job“

Mit Ihrem Antrag schlagen Sie ein Projekt vor – ein zeitlich befristetes Vorhaben mit einem konkreten Ziel.

Damit Ihr Fördermittelantrag Aussicht auf Erfolg hat, muss dieses konkrete Ziel in Verbindung stehen mit der Förderpolitik und den Förderschwerpunkten der Einrichtung, bei der Sie sich um Geld bewerben. Wenn Sie diese Verbindung überzeugend darstellen können, dann sind dies gute Ausgangsvoraussetzungen für eine Förderung.

Es gibt aber noch einen weiteren Punkt, der fördernde Einrichtungen besonders interessiert: Kann Ihre Organisation das, was sie vorschlägt?

Ist sie hinreichend kompetent, dass Projekt erfolgreich umzusetzen?

Um sich davon einen Eindruck zu verschaffen, haben fördernde Einrichtungen nur einige wenige Anhaltspunkte. Bedenken Sie: In der Regel kennen die Entscheider/innen Ihre Organisation nicht. Sie orientieren sich also zuerst einmal an der Gesamterscheinung des Antrags.

Ihr Projekt kann also noch so toll sein – wenn Ihre Antragsunterlagen in Bezug auf Stil, Aufmachung und/oder Inhalt einen schlechten Eindruck hinterlassen, dann wirft das ein schlechtes Licht auf Ihre Kompetenz. Eine solche Wahrnehmung lässt sich häufig nicht mehr korrigieren und hat schon für manche Ablehnung gesorgt.

Darüber hinaus gehört zu einem Antrag eine Selbstbeschreibung der antragstellenden Organisation – und diese wird genau unter diesem Gesichtspunkt („Können die das?“) gelesen.


Aber wie stellt man dar, dass man kompetent ist?

Schreiben Sie, dass Ihre Organisation vergleichbare Aktivitäten bereits erfolgreich umgesetzt hat. Nennen Sie Referenzprojekte.

  • Weiterhin gehört in eine solche Beschreibung die Zahl der Mitarbeitenden einer Organisation (oder auch die der freiwillig engagierten Mitwirkenden),
  • die Anzahl der Vereinsmitglieder oder
  • die Größe und Reichweite des Netzwerkes.
  • Nennen Sie Einrichtungen, mit denen Sie bereits kooperieren.
  • Stellen Sie dar, welche Qualifikationen (formal und/oder praktisch) die am Projekt beteiligten Personen haben.

Organisationen, die schon länger existieren, können an dieser Stelle viel schreiben. Hier gilt: Weniger ist mehr.

Die Menschen, die über Ihren Antrag entscheiden, interessieren besonders die Aspekte, die mit dem Projekt in Verbindung stehen.


Fördermittelanträge ähneln einer Stellenbewerbung

Hier gilt die gleiche Logik wie bei einer Bewerbung um einen Arbeitsplatz: Die Bewerber/innen sind erfolgreich, die die Teile Ihres Lebenslaufes hervorheben, die mit der zukünftigen Tätigkeit zu tun haben.

Wenn eine Kandidatin davon abgesehen noch Jugendweltmeisterin im Orientierungswandern war, dann ist das ein netter Bonus, aber nicht die Hauptsache. Und dass sie neben dem Studium zwei Jahre in einem Café gekellnert hat, kann sie vielleicht komplett aus ihrem Lebenslauf herausstreichen (es sei denn, sie bewirbt sich in der Gastronomie).

Achten Sie darauf, nicht zu viele Informationen in Ihrer Selbstbeschreibung unterzubringen.

Schärfen Sie das Profil Ihrer Organisation durch gezieltes Weglassen.



Tipp 2: Strukturieren Sie den Text.

Häufig müssen Antragsteller/innen vorgefertigte Formulare für Antragstellungen verwenden. Selbst wenn dies nicht der Fall ist, dann machen die fördernden Einrichtungen Vorgaben in Bezug auf Umfang und Struktur der einzureichenden Unterlagen.

Aber wie soll man die vielen tollen Ideen, die man hat, in der Kürze des zur Verfügung stehenden Platzes unterbringen? Das Resultat sind zuweilen Blocksatz-Textwüsten unter vollständiger Ausschöpfung der zur Verfügung stehenden Zeichenbegrenzung.

Dies ist formal nicht falsch. Andererseits: Haben Sie schon einmal versucht, zehn solcher Dokumente hintereinander zu lesen?


Denken Sie an den Leser

In einer solchen Situation befinden sich die Gutachter/innen, die über die Anträge entscheiden müssen. Selbst bei disziplinierten Personen stellt sich schnell eine gewisse Ermüdung ein.

Was ist die Lösung?

  • Zuerst einmal: Verwenden Sie Absätze, dies macht Texte besser lesbar.
  • Selbst in elektronischen Formularen kann und darf man mit Zwischenüberschriften oder Aufzählungen arbeiten, um Texte zu strukturieren.
  • Aufzählungslisten (Bullet Points) lockern Texte ebenfalls auf (sollten allerdings sparsam eingesetzt werden).
  • Wenn es erlaubt ist, dann können Sie – in einem sinnvollen Umfang – mit Grafiken und Bildern arbeiten, um Projektinhalte zu veranschaulichen. Denken Sie daran: Gutachter/innen sind Menschen, die sich über visuelle Inhalte freuen (unabhängig davon müssen Ihre Texte gut sein!).

Kurz: Die meisten Gutachter/innen wollen keine langen Texte. Sie wünschen sich prägnante Texte: maximal viel Inhalt in möglichst kurzer Form.

Denken Sie immer daran, dass die Qualität der Antragsunterlagen auch als Indikator für die Kompetenz Ihrer Organisation betrachtet wird (siehe Tipp 1).

Und noch ein praktischer Tipp: Wenn Ihre Ausführungen den zur Verfügung stehenden Platz zu sprengen drohen, dann geben Sie Ihre Texte einer unbeteiligten Person. Gemeinsam entdeckt man Kürzungspotenzial.


Tipp 3: Stellen Sie Ihre Texte scharf

Manche Texte wirken selbstbewusst und überzeugend, andere nicht. Woran liegt das?


Unsere Fachbücher und Tools:


Kampf dem Konjunktiv

Manchmal kranken Texte an Konjunktivitis (der Verwendung des Konjunktives bzw. von Möglichkeitsformen). „Wir könnten auch Jugendliche zu der Veranstaltung einladen“; „es besteht eventuell die Möglichkeit, das Angebot zu erweitern“.

Wenn Sie eine solche Formulierung bemerken: Weg damit! Ersetzen Sie sie. In einem Antragstext „macht man“, oder man macht eben nicht.

Schreiben Sie: Wir laden ein. Oder: Wir werden einladen. Wenn Sie glauben, dass Passiv-Formulierungen angemessener sind (sie wirken etwas neutraler), dann schreiben sie zumindest: Die Jugendlichen werden eingeladen.

Kurz: Schreiben Sie, was passieren wird, wenn Sie das Projekt erfolgreich umsetzen (und nicht, was passieren könnte). Allen Beteiligten ist klar, dass Ihr Antrag ein Vorschlag ist. Und es sollte ein selbstbewusster Vorschlag sein.


Raus mit den Füllwörtern

Ein weiterer Tipp, der Wunder wirken kann: Füllwörter machen Texte weich (also, eigentlich, eher, ja, meistens, natürlich, nun, auch, quasi, doch, vielleicht, einmal, etwa…). Füllwörter erkennt man daran, dass man sie entfernen kann, ohne dass sich der Sinn eines Satzes verändert. Wenn Sie diesen überflüssigen Ballast entfernen, dann hat dies zwei Vorteile: Erstens fördern Sie die Prägnanz Ihres Texts (siehe oben). Und zweitens wirkt Ihr Text klarer und selbstbewusster.

Füllwörter wirken nämlich abschwächend. Hoppla, ich wollte schreiben: Füllwörter wirken abschwächend.

  • Klasse, dass es solche wichtigen Infos jetzt auch mal in Kurzform gibt, und nicht nur in langen Webinars/Seminaren oder Büchern. Es kommt ja in erster Linie auf die Umsetzung dieser „Spielregeln“ an, um überhaupt eine Chance bei der Förderung zu haben. Weiter so !!

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    Daniel Pichert

    Über den Autor/die Autorin

    Daniel Pichert ist Autor des Buches „Erfolgreich Fördermittel einwerben. Tipps und Tricks für das Schreiben von Projektanträgen“.

    Er schreibt seit über 15 Jahren Projektanträge und hat sogar Spaß daran.

    Im Rahmen seiner Beratungstätigkeit hat er bereits viele Hunderte Antragstellungen unterstützt, sowohl für große als auch für kleine Projekte.



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