Im gemeinnützigen Bereich gibt es eine Vielzahl von Vorhaben, Aktivitäten und Projekten, für die man Fördermittel einwerben möchte. Die Jugendgruppe möchten einen Zuschuss für das nächste Feriencamp, der Kindergarten ein neues Spielgerät für das Außengelände, die Schule eine Unterstützung für den Schüleraustausch mit Israel, die Schuldnerberatung eine Förderung der Geschäftsstelle und ein neues Hospiz die Teilfinanzierung des Bauvorhabens.
Auf der anderen Seite konzentrieren sich die Förderinstitutionen meist auf bestimmte Arten der Förderung, um möglichst die Förderanträge zu erhalten, die am besten zu ihren eigenen Zielen passen. In diesem Artikel geben wir einen kurzen Überblick über die verschiedenen Förderungsarten, damit Sie bei Ihrer Suche nach passenden Fördermöglichkeiten die verwendeten Begriffe richtig einschätzen können.
Personenbezogene Förderung und Einzelfallhilfen - Nicht nur für Einzelschicksale
Typische Beispiele sind Zuschüsse für in Not geratene Familien nach einer Naturkatastrophe, die Finanzierung eines gesunden Schulfrühstücks für Kinder aus Familien, die vom Hartz-4-Satz leben müssen, oder Stipendien für besonders begabte und engagierte junge Menschen.
Auf den ersten Blick scheint eine Förderung für Einzelpersonen für Sie als Verantwortlichen einer gemeinnützigen Organisation kaum interessant zu sein. Sie benötigen ja Geld für ihre Sach- und Personalkosten. Sie können aber auch von Einzelfallhilfen profitieren, wenn die betroffenen Personen aus ihrem Einzelhilfebudget Ihre Dienstleistungen einkaufen können.
Ein gutes Beispiel dafür ist die staatliche Bildungsprämie. Sie wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und vom Europäischen Sozialfonds finanziert. Bedürftige erhalten einen Gutschein über 500 Euro. Bis zu diesem Betrag wird ihnen die Hälfte der Teilnahmekosten an beruflichen Bildungsmaßnahmen zugeschossen. So profitiert außer dem Bedürftigen auch der Anbieter der Bildungsmaßnahme von diesem Fördertopf (weitere Informationen unter
www.bildungspraemie.info).
Institutionelle Förderung - wenn Sie einen wichtigen Beitrag zur Grundversorgung leisten
Die institutionelle Förderung bezieht sich auf die gesamten nicht abgegrenzten Ausgaben eines Zuwendungsempfängers. Ein typisches Beispiel ist der pauschale Zuschuss einer Kommune zum Betrieb des Stadttheaters oder der örtlichen Musikschule. Solche Förderungen werden tendenziell reduziert und im öffentlichen Bereich in Abhängigkeit von der Haushaltslage meist nur noch von Jahr zu Jahr entschieden. Nur wenn Sie nachweisen können, dass nur Sie mit Ihrer Maßnahme einen gesellschaftlich und politisch extrem wichtigen und überaus dringenden Bedarf decken können, dürfen Sie sich Hoffnungen auf eine institutionelle Förderung machen.
Meist wird sich diese Förderung aber auf den Start und Aufbau einer Maßnahme beschränken. Aktuelle Förderbeispiele sind der Aufbau von flächendeckenden ambulanten Serviceangeboten zur Inklusion durch die Aktion Mensch oder die Förderung von europaweit tätigen Nichtregierungsorganisationen (NGOs) durch die Europäische Union.
Projektförderung - Förderung mit klarem Anfang und Ende
Der Großteil der Förderprogramme lässt sich der klassischen Projektförderung zuordnen. Ihr Projekt muss sich dabei fachlich, inhaltlich, zeitlich und finanziell eindeutig abgrenzen lassen. Das ist nicht immer einfach, insbesondere, wenn Sie auf bestehendes Personal und vorhandene Sachmittel zurückgreifen.
Im Rahmen der Projektförderung finden sich sehr unterschiedliche Ansätze:
Maßnahmenförderung - Erfüllen Sie die Vorgaben?
Die Anforderungen an Projekte der Maßnahmenförderung sind meist sehr genau definiert. Typische Aktivitäten sind internationale Bildungs- und Jugendprojekte der binationalen Jugendwerke und europäische Mobilitätsprogramme im Bildungs- und Jugendbereich (z. B.
ERASMUS+). Hier ist das Ziel, möglichst viele Teilnehmer von den Maßnahmen profitieren zu lassen. Attraktiv für den Antragsteller sind die regelmäßigen Ausschreibungen, die standardisierten Antrags- und transparenten Auswahlverfahren und die zunehmend pauschalisiert gewährten Zuschüsse ohne Einzelnachweis.
Innovationsförderung - Was können andere von Ihnen lernen?
Um hier zum Zuge zu kommen, müssen Sie Themen und Aufgabenstellungen aufgreifen, die möglichst für eine ganze Branche oder Region relevant sind. Sie müssen die Projektergebnisse nicht nur veröffentlichen, sondern sie aktiv unter den wichtigen Entscheidungsträgern (ggf. auch Ihren Wettbewerbern!) verbreiten. Meist ist es dazu hilfreich, seinen eigenen Verband oder fachliche Netzwerke einzubinden.
Eine solche Ausschreibung ist das ESF-Programm
Rückenwind – Für die Beschäftigten der Sozialwirtschaft, das neue Ansätze für den Umgang mit dem demografischen Wandel in dieser wichtigen Branche fördert (weitere Infos unter
www.bagfw-esf.de).
Aufbau- und Startförderung - Der Anfang muss nicht schwer sein
Wenn innovative Ansätze ihren Erfolg nachgewiesen haben, ist damit nicht automatisch sichergestellt, dass sie auch in der notwendigen Breite in allen Regionen eingeführt werden können. Hier setzt die Aufbau- und Startförderung an. Sie soll den Aufbau von Institutionen für eine begrenzte Startphase fördern – so lange, bis sich die Dienstleistung selbst trägt.
In den letzten Jahren gab es verschiedene derartige Programme, z. B. für den Aufbau von Hospizdiensten im ländlichen Raum, für neue Versorgungsstrukturen für demenziell veränderte Menschen oder für neue Bildungskonzepte für Technik und Naturwissenschaft in der frühkindlichen Erziehung.
Investitionsförderung - Nicht leicht einzuwerben
Wenn man sich auf eine Förderquelle beschränken müsste, würden wahrscheinlich die meisten Organisationen die Investitionsförderung auswählen. Ein großzügiger Zuschuss zum Neubau oder zur Renovierung von Gebäuden oder zu den benötigten Fahrzeugen entlastet das Budget am stärksten. Leider gehen die Fördermöglichkeiten in diesem Bereich zurück.
Eine Investitionsförderung ist nur in wenigen Ausnahmefällen wahrscheinlich
Ob es das Bundesprogramm Soziale Stadt oder die Förderprogramme der Soziallotterien (
Aktion Mensch, Deutsche Fernsehlotterie) sind: Überall werden das Budget und die Höchstfördersummen heruntergefahren. Das ist umso dramatischer, als der Bedarf wächst, es aber kaum alternative Fördermittelquellen gibt. Nur in den Förderbereichen „Energetische Sanierung“ und „Gewinnung von erneuerbaren Energiequellen“ eröffnet sich die eine oder andere neue Chance.
Über den Autor/die Autorin
Gründer und Geschäftsführer des Unternehmens Förderlotse Torsten Schmotz, Seniorberater, Hochschuldozent und Fachautor, seit 2006 ist das Fördermittel-Fundraising sein beruflicher Schwerpunkt.