Erfolgsfaktoren bei der Stiftungsförderung und die fünfzehn größten Förderstiftungen in Deutschland


In Deutschland gibt es nach den Statistiken des Bundesverbands deutscher Stiftungen inzwischen knapp 25.000 Stiftungen bürgerlichen Rechts, die jährlich mehrere Milliarden Euro für die Erreichung ihrer Satzungsziele investieren. 90 Prozent der Stiftungen verfolgen dabei gemeinnützige Zwecke. Die Vielfalt der geförderten Projekte und Maßnahmen kennt kaum Grenzen. Überzeugen Sie sich selbst anhand dieser Beispiele von Förderstiftungen:

Wenn man mit den Verantwortlichen von gemeinnützigen Organisationen spricht, denen es gelungen ist, regelmäßig und mit größeren Fördersummen von Förderstiftungen bedacht zu werden, sind folgende Faktoren für den Erfolg wichtig:

  • Stiftungen erwarten eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe.
  • Die Stiftungsakquise benötigt ausreichende Ressourcen und eine hohe Professionalität.
  • Die Gewinnung von Stiftungen benötigt eine langfristige Perspektive.

Auf diese Erfolgsfaktoren möchte ich im Folgenden genauer eingehen und Ihnen aufzeigen, wie die Zusammenarbeit mit Förderstiftungen gut funktionieren kann.

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Zusammenarbeit mit Stiftungen auf Augenhöhe

Stiftungen haben eine klare Zielsetzung, welche Aktivitäten, Themen und Zielgruppen sie fördern möchten. Sie möchten nicht auf die Rolle des bloßen Geldgebers reduziert werden, der irgendwie sein Geld loswerden muss. Sie verstehen sich vielmehr als „Ermöglicher“, „Gestalter“, „Erhalter“ oder „sozialer Investor“.

Viele Förderstiftungen verstehen sich als soziale Investoren. Ihr finanzielles Engagement zahlt auf eine bestimmte Wirkung ein, die sich mit Ihrem Projekt realisieren lässt.

Ein Förderprojekt geht also weit über das nüchterne Verhältnis zwischen Zahlungsgeber und Zahlungsempfänger hinaus, wie wir es z. B. bei der Vergabe von Krediten durch unsere Hausbank kennen. Voraussetzung für Förderprojekte ist eine vertrauensvolle Partnerschaft zwischen Förderer und Gefördertem.

Die Fragen der Förderstiftung an Ihr Vorhaben

Eine Förderinstitution hat eine eigene Perspektive auf Ihr Projekt, und darauf müssen wir uns bei der gesamten Kommunikation mit einem potenziellen Förderpartner einstellen. Die folgenden Fragen des Förderpartners müssen Sie eindeutig beantworten können:

  • Kann ich Ihnen als Projektträger grundsätzlich mein Geld anvertrauen?
  • Traue ich Ihnen die Umsetzung des Projekts zu?
  • Erfüllt Ihr Projekt den eindeutig definierten Zweck meiner Organisation?
  • Passen Sie als Projektträger hinsichtlich der Denk- und Arbeitsweise, der Wertvorstellungen und der Außenwirkung zu mir?


Mein Tipp: Perspektivwechsel

Wenn man mit viel Engagement an seinem Projekt arbeitet, ist der Wechsel in die Perspektive des Förderers nicht immer einfach. Eine besonders große Herausforderung ist es, die entscheidenden Argumente auf den Punkt zu bringen und die Förderinstitution nicht mit zu vielen Informationen zu überfrachten. Daher empfehle ich Ihnen, bei der Projektkonzeption und der Antragstellung einen Kollegen um Hilfe zu bitten, der inhaltlich nicht involviert ist. Er soll bewusst die Position eines potenziellen Geldgebers einnehmen und aus dieser Sicht die von ihnen ausgearbeiteten Informationen bewerten. So können Sie der Betriebsblindheit vorbeugen.


Der Stiftungsmarkt in Deutschland

Nach den Statistiken des Bundesverbands Deutscher Stiftungen verdoppelte sich die Anzahl der Stiftungen bürgerlichen Rechts in Deutschland innerhalb der letzten zehn Jahre. Dazu kommen mehrere tausend Stiftungen, die eine andere Rechtsform haben. Das von den Stiftungen verwaltete Vermögen ist beachtlich, Schätzungen gehen von rund 100 Mrd. Euro aus.

Ursache für diesen Stiftungsboom sind u. a. neu eingeführte steuerliche Vorteile. Viele Millionen werden als Stiftungsvermögen eingebracht und sollen Non-Profit-Aktivitäten unterstützen. Damit sind wir noch weit von Zuständen wie in den USA entfernt, wo  Warren Buffet und Bill Gates die größte private Förderstiftung der Welt mit einem Gesamtkapital von 35,2 Mrd. Dollar gegründet haben. Aber die von deutschen Stiftungen vergebenen Mittel sind inzwischen auch beachtlich.

Eine wichtige Unterscheidung ist die Tatsache, ob es sich bei einer Stiftung um eine operative oder fördernde Einrichtung handelt. Operative Stiftungen konzentrieren sich auf die Umsetzung von selbst initiierten Aktivitäten. Das Paradebeispiel ist die Bertelsmann Stiftung, die sich für den gemeinnützigen Bereich vielfältig engagiert, aber keine Fördermittel vergibt.

Dagegen vergeben fördernde Stiftungen ihre Mittel auf Anfrage an externe Institutionen und Einzelpersonen. Ein typischer Vertreter ist Stiftung der Mahle Unternehmensgruppe, die externe Projekte in den Bereichen Bildung und Erziehung, Gesundheit und Pflege, Kunst und Kultur sowie Landwirtschaft und Ernährung fördert.

Rund 60 Prozent der Stiftungen werden als fördernd kategorisiert, ca. 20 Prozent als fördernd und operativ und wiederum knapp 20 Prozent als ausschließlich operativ. Die Ausgaben der reinen Förderstiftungen werden auf die Summe von drei Mrd. Euro geschätzt.

Die fünfzehn größten Förderstiftungen in Deutschland

Jährlich veröffentlicht der Bundesverband Deutscher Stiftungen ein Ranking der größten Stiftungen. Ich habe Ihnen die Zahlen für die größten Förderstiftungen daraus zusammengestellt:

 Die 15 größten fördernden Stiftungen 2022FörderschwerpunkteZweckausgaben in Mio. Euro
1Volkswagen Stiftung


2


3Else Kröner-Fresenius Stiftung

4Stiftung Mercator GmbH

66,5
5Klaus Tschira Stiftung gGmbH

53,6
6Deutsche Bundesstiftung Umwelt
Innovationen für den Umwelt- und Klimaschutz, Umweltbildung46,0
7Carl-Zeiss-Stiftung


8Baden-Württemberg Stiftung gGmbH


9Software AG – Stiftung



 
10Gemeinnützige Hertie-Stiftung


11Joachim Herz Stiftung


12Fritz Thyssen Stiftung


13ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius

16,2
14Wilhelm Sander-Stiftung

8,2
15Mahle-Stiftung GmbH





Weitere wichtige Informationen über Förderstiftungen

Ca. 75 % der Stiftungen fördern ausschließlich lokal oder regional

Die Standorte der Stiftungen sind regional sehr unterschiedlich verteilt. Aus geschichtlichen Gründen und durch die unterschiedliche Verteilung von Einkommen und Besitz sind der Großteil aller Stiftungen in den alten Bundesländern zu finden. In Nordrhein-Westfalen gibt es die meisten Stiftungen. Die höchste Stiftungsdichte pro Einwohner hat Hamburg, gefolgt von Bremen, Hessen, Bayern, Baden-Württemberg und Niedersachsen. Der Standort der Stiftungen ist deswegen so wichtig, weil knapp dreiviertel aller Stiftungen nur vor Ort oder regional aktiv sind.

Beachten Sie bitte auch, dass über 60 Prozent der fördernden Stiftungen laut Bundesverband Dt. Stiftungen keinen Internetauftritt haben! Nutzen Sie daher Kontakte bei Ihnen vor Ort, um Zugänge zu Stiftungen zu eröffnen.

Nur ein Drittel der Stiftungen hat ein großes Vermögen

Die Vermögenswerte und die verfügbaren Budgetmittel der Stiftungen sind sehr ungleich. Knapp 17 Prozent der Institutionen verfügt nur über ein Stiftungskapital von bis zu 100.000 Euro. Diese Gruppe kommt wegen des kleinen Fördervolumens als Förderpartner eher nicht in Frage. Am oberen Ende der Größenverteilung bleiben rund 8 Prozent der Stiftungen, die ein Stiftungskapital von über 10 Millionen Euro vorweisen können. Beinahe die Hälfte der Stiftungen bewegt sich beim Stiftungskapital in der Größenordnung zwischen 100.000 Euro bis unter 1 Mio. Euro.

Über 90 Prozent der deutschen Stiftungen sind ausschließlich gemeinnützig ausgerichtet. In der Statistik des Bundesverbands Deutscher Stiftungen zeigt sich folgende Aufteilung der unterschiedlichen Stiftungszwecke:

  • Gesellschaft 51,8 %
  • Bildung 34,5 %
  • Kunst und Kultur 31,6 %
  • Wissenschaft 24,3 %
  • Gesundheit und Sport 20,2 %
  • Umwelt 15,3 %
  • Religion und Kirche 11,3 %
  • Internationales 9,7 %
  • Privatnützige Zwecke 8,2 %


Sparkassenstiftungen

Zurzeit gibt es rund 12.000 Geschäftsstellen von Sparkassen - verteilt über ganz Deutschland. Die Sparkassen-Finanzgruppe unterhält über 750 Stiftungen. Besonderes Merkmal der Sparkassenstiftungen ist, dass sie sich ausschließlich regional betätigen. Das heißt, nur Antragsteller aus dem Aktionsbereich des jeweiligen Geschäftsgebiets werden gefördert. Ergänzend gibt es Stiftungen der Sparkassengruppe auf Landesebene (beispielsweise www.bayerische-sparkassenstiftung.de) und der jeweiligen Landesbanken.

In den 50er und 60er Jahren hatten sie vor allem die Förderung von Wohnraum für breite Bevölkerungsschichten zum Ziel; in den 70er Jahren wurde die Jugendpflege, der Sport und die Förderung von Wissenschaft und Forschung zu Schwerpunkten. In den 80er Jahren wurden die Zweckbestimmungen erweitert in Richtung Natur- und Umweltschutz, Heimatpflege und Pflege von Kulturdenkmälern. Der jüngste Trend zielt vor allem auf die Kunst- und Kulturförderung, aber auch auf eine Ausweitung der Sozialförderung. Die Förderbereiche der Stiftungen verteilten sich im Jahr 2021 überwiegend auf die Bereiche Kultur (29,1 Mio. Euro ) und Soziales (21,9 Mio. Euro). Auch wurden Umweltprojekte mit 2,3 Mio. Euro gefördert. 

Einen Überblick über die Sparkassenstiftungen in Deutschland finden Sie hier: www.sparkassenstiftungen.de.

Stiftungsverwaltende Stellen

Zahlreiche Banken fördern nicht nur mit eigenen Stiftungen, sondern verwalten vor allem kleinere Stiftungen von Kunden. Insofern lohnt es sich, dort nachzufragen. Andere Stiftungen werden von Kommunen, Kirchengemeinden, Notaren oder Rechtsanwälten verwaltet. Knapp 1.500 kleinere und Treuhand-Stiftungen verwaltet beispielsweise das Haus des Stiftens, München. Jeden Monat kommen zwei bis drei neue dazu. Das DSZ – Deutsche Stiftungszentrum im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft in Essen verwaltet v.a. größere Stiftungen insbesondere im Bereich der Wissenschaftsförderung. Aktuell nutzen rund 670 Stiftungen den Service des DSZ. 

Bürgerstiftungen

In fast allen Städten, Landkreisen und Regionen in Deutschland wurden in den letzten Jahrzehnten Bürgerstiftungen gegründet. Das sind unabhängige, autonom handelnde, gemeinnützige Stiftungen von BürgerInnen für BürgerInnen mit einem breiten Stiftungszweck. Sie engagieren sich nachhaltig und dauerhaft für das Gemeinwesen an ihrem Ort oder in ihrer Region. Sie bauen kontinuierlich Stiftungskapital auf, indem sie den Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit geben, auch kleinere Summen zu stiften und im Sinne der Solidarität gemeinschaftlich etwas zu bewirken.

Darüber hinaus sammeln sie auch Spenden und starten mit der Hilfe der bei ihnen engagierten Freiwilligen viele eigene Sozial- und Kulturprojekte.

Die interne Arbeit der Bürgerstiftungen wird durch partizipatorische Elemente ergänzt: Wer einen bestimmten Mindestbeitrag zugewendet hat, hat Sitz und Stimme in einem Organ (vergleichbar der Mitgliederversammlung eines Vereins), das Mitspracherechte hat. Prominente Beispiele sind die BürgerStiftung Hamburg und die Bürgerstiftung Dresden.

Obwohl die Bürgerstiftungen ihre Mittel überwiegend für eigene Projekte verwenden, ist die örtliche Bürgerstiftung dennoch eine wichtige Förderadresse und ein möglicher Kooperationspartner für Vereine, Projekte und gemeinnützige Einrichtungen. Hilfreiche Übersichten zu den Bürgerstiftungen finden sich hier: https://stiftungssuche.de/buergerstiftungen und https://www.aktive-buergerschaft.de/buergerstiftungen/buergerstiftung-finden/.


Unsere Fachbücher und Tools:


Blick über den Tellerrand: Stiftungen im deutschsprachigen Ausland 

Auch in anderen Ländern gibt es Förderstiftungen für den gemeinnützigen Bereich. So gibt es zum Beispiel in der Schweiz erstaunliche 13.000 gemeinnützige Stiftungen, über 9.000 davon sind fördernd tätig. Interessant ist die Tatsache, dass davon knapp 2.000 als Wirkungsgebiet das Ausland angeben. Häufig sind das Aktivitäten in Entwicklungsländern, aber auch in europäischen Nachbarstaaten und insbesondere in Deutschland. Hintergrund ist, dass viele Hochvermögende aus Deutschland den Stiftungsstandort Schweiz nutzen, aber gerne in ihrer Heimatregion fördern.

Auch der Stiftungsmarkt in Lichtenstein sollte nicht vergessen werden. Dieser Markt ist als »Steuersparmodell« in den letzten Jahren sehr in Verruf geraten und die Anzahl der Stiftungen dort hat sich in den letzten Jahren stark verringert. Aber auch hier finden sich gemeinnützige Stiftungen, die auch im Ausland fördern können. 

Wie Sie Förderstiftungen in der deutschsprachigen Schweiz und in Liechtenstein finden und bestenfalls als Ihren Förderpartner gewinnen können, lesen Sie in diesem Gastbeitrag des Förderlotse Blog.

Fördermittelrecherche: Die wichtigsten Informationsquellen bei der Suche nach Förderstiftungen

Die Stiftungsverzeichnisse der Bundesländer

Die staatliche Stiftungsaufsicht liegt in der Hand der Bundesländer. Gemäß unseren föderalen Strukturen veröffentlicht jedes Land ein eigenes Stiftungsverzeichnis. Der Suchkomfort in diesen Datenbanken ist sehr unterschiedlich. In NRW gibt es eine professionelle Datenbank mit vielfältigen Suchmöglichkeiten, in Berlin dagegen nur ein PDF-Dokument zum Downloaden. Es gibt aber kein bundesweites staatliches Stiftungsverzeichnis. Das ist in der Hinsicht relevant, da der Standort einer Stiftung nicht immer mit der Förderregion identisch ist. Ich kenne Stiftungen, die ihren Sitz in Frankfurt haben, aber nur in München fördern. Im bayerischen Stiftungsverzeichnis sind sie aber nicht zu finden.

In unserem Internetverzeichnis auf dem Fördermittel-Blog finden Sie eine Übersicht über alle Stiftungsverzeichnisse der Bundesländer in Deutschland.

Online-Stiftungssuche des Bundesverbands Deutscher Stiftungen

Der Bundesverband Deutscher Stiftungen bietet eine Online-Stiftungssuche an. Hierbei wird zwischen einer kostenlosen Basis-Version und Stiftungssuche Plus unterschieden, die als Abonnement erhältlich ist. In der Basis-Suche sind über 12.500 Stiftungsporträts erfasst (ausschließlich von Stiftungen, die eine Internetseite unterhalten). Es lässt sich über Stichworte, Bundesländer und Orte filtern. In der Bezahlversion sind beinahe 20 Porträts enthalten und es lässt sich nach weiteren Suchkriterien selektieren. Hier finden sich auch Stiftungen ohne Internetauftritt.  

Überblick über den lokalen und regionalen Stiftungsmarkt mit der Tagespresse

Neben diesen Datenbanken ist die Tagespresse ein hervorragendes Informationsmedium, insbesondere was die lokalen und regionalen Förderaktivitäten durch Stiftungen angeht. Schauen Sie mir geschärftem Blick regelmäßig den Lokalteil Ihrer Tageszeitung durch. Sie werden erstaunt sein, wie oft von Förderungen und Spenden berichtet wird. Wenn Sie diese Informationen sammeln und auswerten, können Sie sich intern ein eigenes Verzeichnis mit den Förderern schaffen, die für Ihre eigene Arbeit relevant sind.

Thematische Stiftungsverzeichnisse

Ob für Bildung, Kultur, Umweltschutz, Entwicklungszusammenarbeit, Soziales, Forschung und Wissenschaft... für jedes gemeinnützige Thema und für fast jede Zielgruppe gibt es recherchierte Stiftungsverzeichnisse und Stiftungsübersichten im Netz. Unsere umfassende Linkliste der Förderverzeichnisse finden Sie hier.

So bekommen Sie Durchblick im Dschungel der Förderstiftungen

Angesichts der dargestellten vielfältigen Fördermöglichkeiten liegt die erste Herausforderung darin, die passenden Ausschreibungen und Förderstiftungen zu finden. Je nachdem wie viel Zeit Sie investieren möchten (oder können), gibt es dazu verschiedene Möglichkeiten:



Die Stiftungsakquise benötigt ausreichend Ressourcen und eine hohe Professionalität

Wie man sieht, benötigt die Recherche und Identifikation von potenziellen Förderstiftungen Zeit und Aufmerksamkeit. Wenn man eine passende Stiftung für sein Vorhaben gefunden hat, sollte man direkten Kontakt aufnehmen. Danach müssen überzeugende Antragstexte geschrieben werden. Dabei darf man nicht den Fehler machen, einen Serienbrief an alle potenziellen Förderer zu verfassen, sondern jede Stiftung erwartet ein „mundgerechtes“ Angebot, das auf die eigenen Vorgaben und Anforderungen eingeht. Machen Sie sich auch Gedanken darüber, wer den Antrag am Ende lesen und bewerten wird.

Die größeren Förderstiftungen geben dafür spezifische Antragsformulare vor, die mehrere Seiten umfassen können oder haben mittlerweile ein digitales Antragsverfahren mit vorgegebene Fragestellungen eingeführt. Die entsprechende Formulierung Ihres Angebots erfordert sehr gute kommunikative Fähigkeiten und Erfahrungen. Gegebenenfalls macht es Sinn, bei dieser Arbeit auf professionelle Dienstleistungen von Fördermittelberaterinnen und -beratern zurückzugreifen, die genau wissen, wie man einer Förderstiftung ein gutes Angebot für eine Zusammenarbeit machen kann. 

Bei der Stiftungsakquise kommt es aber nicht nur auf die Recherche in Datenbanken und das professionelle Formulieren von Anträgen an. Mindestens genauso wichtig sind die intensive Netzwerk- und Lobbyarbeit. Mit Referenzen und Empfehlungen kann man sich häufig von der Vielzahl von anderen Anträge abheben. Nutzen Sie gerade bei lokalen und regionalen Förderstiftungen die Möglichkeit, in ein persönliches Gespräch zu kommen. Dabei sind natürlich die obersten Führungskräfte einer gemeinnützigen Organisation gefordert. 

Wenn sich Vorstand oder Geschäftsführung Zeit für ein Gespräch nehmen, signalisiert dies, wie wichtig einem die Beziehung zum Förderer ist.

Die Gewinnung von Förderstiftungen benötigt eine langfristige Perspektive

Viele Stiftungen sind gegenüber Partnern, mit denen sie noch keine Erfahrungen gesammelt haben, zuerst einmal zurückhaltend. Es ist durchaus üblich, dass man eine erste Förderung in einem überschaubaren finanziellen und zeitlichen Rahmen hält. Dadurch hat man die Möglichkeit, sich von der Professionalität und Vertrauenswürdigkeit des Partners in der Praxis zu überzeugen. Wenn die ersten gemeinsamen Förderprojekte gut funktionieren, sind einige Förderstiftungen bereit, im größeren Rahmen zu kooperieren. Im besten Fall kommt es langfristig zu einer festen Zusammenarbeit. Statt Projektförderung ist dann auch eine institutionelle Förderung nicht ausgeschlossen.

Oder es geht Ihnen wie einem bayerischen Landesverband in der Behindertenhilfe vor ein paar Jahren, der im Oktober einen Anruf einer regionalen Förderstiftung bekam, mit der man schon länger kooperierte. Die Stiftung wollte dringend die für das Geschäftsjahr geplanten Fördermittel verausgaben, hatte aber noch keine passenden Anträge bekommen. Da erinnerte man sich an den Verband, mit dem man schon einige gute Förderprojekte zusammen umsetzen konnte. Die Anruferin der Stiftung sagte zu: „Wenn Sie mir bis morgen einen Projektantrag schicken, können wir Ihnen gleich eine Zusage fertig machen."

Vernetzung und kollegialer Austausch

Viele der in diesem Blogartikel aufgeführten Erfolgsfaktoren lassen sich strategisch und professionell in gemeinnützigen Organisationen verankern. Ein weiterer Faktor, um einen guten Einblick in den Fördermarkt der Stiftungen zu bekommen, stellt aus meiner Sicht auch der Austausch mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Organisationen dar. Wer hat schon mit welcher Stiftung zusammen gearbeitet? Welche Erfahrungswerte konnten gesammelt werden? Gerade diese informellen Austausch- und Vernetzungstreffen bieten Ihnen die Chance auf wichtige Informationen und Hinweise.

Nutzen Sie gerne auch unseren Kommentarbereich am Ende dieses Blogartikels und lassen Sie uns an Ihren Erfahrungen bei der Zusammenarbeit mit Förderstiftungen teilhaben.


Torsten Schmotz

Über den Autor/die Autorin

Gründer und Geschäftsführer des Unternehmens Förderlotse Torsten Schmotz, Seniorberater, Hochschuldozent und Fachautor, seit 2006 ist das Fördermittel-Fundraising sein beruflicher Schwerpunkt.



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