Die Bildungslotterie möchte sich als die Soziallotterie für den Bildungsbereich etablieren. Nach dem Start im Jahr 2018 hat Sie aber relativ schnell Ihre Aktivitäten wieder eingestellt. In diesem Frühjahr ist sie aber wieder an den Start gegangen. Ein guter Anlass, um mit Herrn Dr. Benedikt M. Rey, Geschäftsführer der BildungsChancen gGmbH ein Interview über die Entwicklung, die strategischen Ziele und die Schwerpunkte der Förderung zu führen.
Förderlotse: Hr. Dr. Rey, hinter der Bildungslotterie stehen drei große Träger? Wie kam es zur Zusammenarbeit und was sind die strategischen Ziele der Lotterie?
Dr. Rey: Die Bildungslotterie fördert Projekte, die dem Einzelnen helfen, sein Potenzial zu erkennen und auszuschöpfen. Bei der Auswahl ihrer Förderprojekte orientiert sich die Lotterie am Bildungsverständnis ihrer drei Initiatoren: Stifterverband, SOS-Kinderdörfer weltweit und Deutsche Kinder- und Jugendstiftung. Deren Erfahrung und Gespür für Bildungserfolge sind die Basis, um erfolgversprechende Bildungsprojekte auswählen und fördern zu können.
Förderlotse: Die Bildungslotterie ist 2018 nach mehreren Jahren Vorbereitung gestartet und hat Ihre Aktivitäten dann aber relativ schnell wieder eingestellt. Wie kam es dazu?
Dr. Rey: Nach über einem Jahr am Markt mussten wir feststellen, dass das Geschäftsmodell hinter unseren Erwartungen zurückgeblieben ist. Aus diesem Grund haben wir uns dazu entschieden, die Bildungslotterie in ihrem damaligen Modell am Markt nicht mehr anzubieten.
Förderlotse: Warum glauben Sie, wird es im zweiten Anlauf besser funktionieren?
Dr. Rey: Wir haben das Spielkonzept verbessert, die Betreiberstruktur für die Durchführung der Lotterie neu geordnet und mit der ZEAL SE nun einen etablierten Anbieter aus dem Lotteriebereich als Partner. ZEAL SE bringt als führender deutscher Anbieter von Lotterieprodukten im Internet nicht nur einen großen Kundenstamm mit, sondern auch erprobte Vertriebserfahrungen. Sowohl die Gesellschafter als auch der Förderzweck Bildung sind gleich geblieben.
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Förderlotse: Welche Ziele haben Sie sich für die nächsten Jahre gesetzt? Wie wollen Sie die Bildungslandschaft verändern?
Dr. Rey: Mit ihren Förderprojekten will die Bildungslotterie Menschen ermöglichen, ihre individuellen Potenziale zu entfalten – das kommt wiederum der gesamten Gesellschaft zugute. Dazu generiert die Lotterie aus ihren Einnahmen Fördermittel, die Bildungsprojekten der drei Initiatoren sowie ausgewählten Projekten externer Initiativen zugutekommen.
Mit einem Los können die Mitspieler über eine Millionen Euro gewinnen und gleichzeitig Bildungsprojekte in Deutschland und der ganzen Welt unterstützen. Bildung sichert Chancengleichheit und trägt zu einer stabilen und gerechten Gesellschaft bei. Während der Staat die Grundlagen sicherstellt engagieren sich zunehmend auch zivilgesellschaftliche Initiativen in zahlreichen Projekten. Diese liefern nicht nur neue Ideen und Impulse, für die gesamte Bildungslandschaft, sondern können häufig leisten, was staatlichen Maßnahmen schwerfällt: die Förderung des Einzelnen auf individueller Ebene. Doch häufig fehlen dazu ausreichend finanzielle Mittel, um ihre Vorhaben erfolgreich umzusetzen und hier setzt die Bildungslotterie an.
Förderlotse: Möchten die Initiatoren Stifterverband, SOS-Kinderdörfer weltweit und Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) vor allem Fördermittel für die eigenen Aktivitäten einspielen, oder haben externe Antragsteller wirklich eine Chance auf Förderung?
Dr. Rey: Der staatliche Lizenzbescheid sieht vor, dass auch externe Organisationen in festgelegtem Umfang gefördert werden. Jeder eingereichte Antrag, der den Förderrichtlinien entspricht, wird von der Geschäftsstelle intensiv vorgeprüft, um dann im Kuratorium der Bildungslotterie beraten und auf dieser Basis bewilligt oder abgelehnt zu werden. Das Kuratorium tagt mehrmals jährlich. Die nächsten Bewilligungen werden nach der Kuratoriumssitzung im Juni 2020 ausgesprochen.
Förderlotse: Im Bereich der Entwicklungshilfe ist ja nur SOS-Kinderdörfer weltweit antragsberechtigt. Warum ist das so?
Dr. Rey: Wir fördern Bildungs-, Wissenschafts- und Forschungsprojekte sowie Jugendhilfe und Entwicklungszusammenarbeit im In- und Ausland. Für die Förderung von Bildungsprojekten in Deutschland können alle hier ansässigen gemeinnützigen Träger oder Körperschaften öffentlichen Rechts einen Antrag stellen. Projekte im Ausland werden von den SOS-Kinderdörfern weltweit als Mitgesellschafter in hoher Verantwortung und Professionalität umgesetzt.
Förderlotse: Können Sie an einem oder mehreren Förderbeispielen darstellen, welche Projekteigenschaften für eine positive Förderentscheidung besonders wichtig sind?
Dr. Rey: Grundsätzlich muss der Antrag unseren Förderrichtlinien entsprechen. Darüber hinaus achten wir darauf, dass die geförderten Bildungsprojekte
- den Nutznießern helfen, ihre individuellen Potenziale zu entdecken und zu entfalten
- für mehr Chancengleichheit sorgen – unabhängig von Herkunft, Kultur, Alter, Geschlecht oder sozialer Situation der Geförderten
- möglichst vielen Menschen direkt oder indirekt zugutekommen
- ggf. auf regionale Besonderheiten eingehen
- eingebettet sind in Netzwerke, die gemeinsam am Erfolg mitwirken
- unter Berücksichtigung der im Antrag genannten finanziellen und personellen Ressourcen und des zeitlichen Rahmens realistisch umsetzbar sind
- zum Nachmachen anregen
- ggf. nach der Förderung weitergeführt werden
- möglichst nachhaltig wirken.
Förderrichtlinien: https://www.bildungslotterie.de/wp-content/uploads/2020/03/Foerderrichtlinien_11032020.pdf
Förderbeispiele: https://www.bildungslotterie.de/foerderung/
Förderlotse: Welche Antragsteller werden bevorzugt? Große und etablierte Träger oder vor allem kleine innovative Bildungsorganisationen?
Dr. Rey: Aufrunde der zu beantragenden Fördersumme von bis zu 10.000 Euro beantragen bei der Bildungslotterie eher kleine Bildungsorganisationen eine Förderung. Grundsätzlich hängt die Auswahl der Förderprojekte aber nicht von der Größe der Bildungsorganisation ab.
Förderlotse: Sie verwenden einen sehr breiten Bildungsbegriff. Wird es auch Ausschreibungen zu speziellen Themen geben?
Dr. Rey: Zurzeit sind keine Ausschreibungen zu speziellen Themen geplant.
Förderlotse: Benötigt man für einen Förderantrag ein neues, noch nicht angefangenes Projekt oder kann man auch laufende Vorhaben vorschlagen?
Dr. Rey: Die Bildungslotterie fördert in der Regel keine Projekte, die vor der Antragstellung schon begonnen wurden. Vorhaben, die vor Antragsstellung begonnen haben, können nur in begründeten Ausnahmefällen gefördert werden.
Förderlotse: Sind Zuschüsse zu Aktivitäten denkbar, die teilweise, aber nicht ausreichend regelfinanziert sind?
Dr. Rey: Die Förderung durch die Bildungslotterie soll nur nachrangig erfolgen, wenn bestehende Finanzierungsmöglichkeiten durch öffentlich rechtliche Institutionen ausgeschöpft sind.
Förderlotse: Welche Vorhaben sind grundsätzlich von einer Förderung ausgeschlossen?
Dr. Rey: Antragsberechtigt sind:
- steuerbefreite Körperschaften mit Sitz in Deutschland.
- Körperschaften des öffentlichen Rechts.
Nicht antragsberechtigt sind natürliche Personen und gewerbliche Organisationen.
Förderlotse: Bleibt es bei der maximalen Förderhöhe von 10.000 Euro pro Vorhaben?
Dr. Rey: Ja, vorerst bleibt es bei einer maximalen Fördersumme von 10.000 Euro.
Förderlotse: Kann die Förderung der Bildungslotterie mit anderen Förderungen kombiniert werden, oder gibt es konkrete Ausschlüsse?
Dr. Rey: Grundsätzlich spricht nichts dagegen, Förderungen zu kombinieren.
Förderlotse: Lieber Herr Dr. Rey, herzlichen Dank für das Gespräch.