Seit Ihrem Start im Jahr 2016 hat sich die Deutsche Postcode Lotterie als neue Soziallotterie in Deutschland etabliert. Neben den Klassikern wie Aktion Mensch, Deutsche Fernsehlotterie und Glücksspirale gibt es für gemeinnützige Organisation eine Förderinstitution, welche seit diesem Jahr Förderungen bis zu 300.000 Euro vergibt.
Das ist eine gute Gelegenheit einmal mit einer Verantwortlichen der Lotterie zu sprechen. Petra Rottmann, Head of Charities hat sich für uns ein wenig Zeit genommen.
FL: Die Postcode Lotterie ist in Deutschland seit 2016 aktiv. Wie hat sich die Soziallotterie am Markt etablieren können?
Petra Rottmann: Seit unserem Start im Oktober 2016 konnten wir bis heute (Stand Mai 2020) bereits über 2.000 gemeinnützige Projekte aus den Bereichen Chancengleichheit, Natur- und Umweltschutz sowie sozialer Zusammenhalt mit insgesamt rund 41 Millionen Euro fördern.
Gemeinsam mit unseren Schwester-Lotterien in den Niederlanden, Großbritannien, Schweden und Norwegen konnten wir in den vergangenen 30 Jahren übrigens weltweit mehr als 10 Milliarden Euro für gute Zwecke zur Verfügung stellen. Damit sind alle Postcode Lotterien zusammen der zweitgrößte private Fördermittelgeber der Welt.
FL: Was sind Ihre Ziele für die nächsten Jahre?
Petra Rottmann: Wir haben uns vorgenommen, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Dank unserer Teilnehmer gelingt uns das jedes Jahr ein bisschen mehr. Und darum möchten wir auch in Zukunft weiterwachsen. Wir wollen noch mehr Lose verkaufen, um so viele Fördergelder wie möglich an gemeinnützige Organisationen, die sich für Mensch und Natur einsetzen, weitergeben zu können.
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FL: In welchem Verhältnis sehen Sie sich zu den anderen Soziallotterien wie Aktion Mensch, Deutsche Fernsehlotterie und Glücksspirale?
Petra Rottmann: Wir haben ein breiteres Förderspektrum als die meisten anderen Soziallotterien. Unser Fokus liegt dabei auf Umwelt- und Klimaschutz, Erhalt der Artenvielfalt, Bildung, Unterstützung von Kindern aus sozial schwachen Familien, Wege aus der Altersarmut sowie Hilfen für geflüchtete Menschen.
Wir haben ein breiteres Förderspektrum als die meisten anderen Soziallotterien.
Wir sehen andere Soziallotterien als Marktbegleiter an und freuen uns darüber, dass es in Deutschland immer mehr Soziallotterien gibt, weil dadurch auch immer mehr Fördermittel an gemeinnützige Organisationen gegeben werden können. Denn obwohl es im deutschen Lottomarkt immer mehr „Player“ gibt, der Wettbewerb also in den letzten Jahren größer geworden ist, konnten die Soziallotterien ihre Umsätze – und somit auch die Fördergelder – weiter steigern. Darum hoffen wir, dass nicht nur die Deutsche Postcode Lotterie weiterwachsen wird, sondern auch alle anderen Soziallotterien.
FL: Wie hat sich das Fördervolumen verändert, Sie haben ja zu Jahresanfang Ihre Förderbedingungen deutlich erweitert?
Petra Rottmann: Die Deutsche Postcode Lotterie steht für lokale Projekte in der Nähe unserer Teilnehmer. Mehr als die Hälfte unserer Fördermittel fließt in Projekte mit einem Förderbedarf bis zu 30.000 Euro. 2020 gibt es hierzu insgesamt drei Förderrunden.
Darüber hinaus haben wir dieses Jahr die Möglichkeit geschaffen, in einigen Bundesländern zweckgebunden und projektbezogen Förderanträge bis zu einer Höhe von 100.000 Euro und 300.000 Euro zu stellen. Hierzu gibt es je zwei Förderrunden und die Antragstellung unterliegt bestimmten Voraussetzungen, die Sie unseren Förderrichtlinien entnehmen können.
FL: Können Sie an einem oder mehreren Förderbeispielen darstellen, welche Projekteigenschaften für eine positive Förderentscheidung besonders wichtig sind.
Petra Rottmann: Wir freuen uns über Projektanträge, die genau in unsere Förderbereiche und in unsere Fokusthemen passen. Projekte, die mit neuen innovativen Lösungen überzeugen und Projekte, die eine Vorbildfunktion ausüben, sehen wir gerne. Wir wünschen uns Projekte, die wirklich etwas bewegen, zum Positiven verändern – und das langfristig. Projekte, die das Leben der Menschen deutlich verbessern und Projekte, die den Klimaschutz merkbar voranbringen.
Die beantragte Fördersumme soll möglichst wirtschaftlich und wirkungsvoll eingesetzt werden, so dass viele davon profitieren. Die Kostenaufstellung und die Darstellung der Eigenleistung soll transparent und nachvollziehbar sein. Der Projektinhalt sollte gut formuliert und klar verständlich aufbereitet sein. Die erforderlichen Unterlagen sollten gut lesbar eingescannt werden und uns einen Überblick über die Organisation geben. Viele Beispiele zu von uns geförderten Projekten finden Sie auf unserer Projekte-Seite.
FL: Welche Mittel und Leistungen kann man als Ko- oder Eigenfinanzierung einbringen? Wie offen sind Sie, wenn sich weitere Förderer an einem Projekt beteiligen?
Petra Rottmann: Der Eigenanteil muss mindestens 20 Prozent der Gesamtkosten des Projekts betragen. Er kann durch eigene Geldmittel, also Mitgliedsbeiträge, Spenden oder Eigenkapital erbracht werden, aber auch durch zugesagte Drittmittel anderer Fördermittelgeber. Wir akzeptieren
auch bis zu einem gewissen Grad die Mitarbeit von Ehrenamtlichen. Von uns geförderte Projekte können durch andere Partner, Förderer oder Soziallotterien unterstützt werden.
FL: Was halten Sie von der Wirkungskonzeption IOOI von Phineo. Spielt diese für die Arbeit ihrer Lotterie eine Rolle?
Petra Rottmann: Die Deutsche Postcode Lotterie pflegt einen persönlichen Austausch zum Analyse und Beratungsunternehmen Phineo und schätzt dessen wirkungsorientierte Arbeit sehr. Etliche Organisationen, die wir unterstützen, haben durch ihre gute Arbeit das „Phineo wirkt“-Siegel
erhalten. Dies ist für uns durchaus ein Indiz für effektives und nachhaltiges Arbeiten dieser Organisationen.
FL: Wie hat die Lotterie auf die aktuelle Corona-Situation reagiert? Was ist bei laufenden Förderprojekten zu beachten?
Petra Rottmann: Als Soziallotterie sehen wir uns in der Verantwortung, unseren Förderpartnern auch in dieser schwierigen Zeit zur Seite zu stehen. Da eine Weiterführung laufender oder eine zeitnahe Umsetzung geplanter Projekte derzeit schwierig werden kann, haben wir den Förderzeitraum aller bereits bewilligten und aktuell laufenden Projekte automatisch um sechs Monate verlängert. Projektinhalte können nach Rücksprache außerdem der neuen Situation angepasst werden. Wir
prüfen dann diese Anfragen im Einzelfall, damit unsere Projektpartner flexibel auf die Corona-Krise reagieren können.
Wir haben übrigens auch eine Seite mit „Information zur Corona-Krise für unsere Projektpartner“ eingerichtet.
FL: Wenn ich als gemeinnütziger Träger in einer existenziellen Notlage bin, macht ein Förderantrag bei Ihnen Sinn?
Petra Rottmann: Grundsätzlich prüfen wir jeden Förderantrag, also jedes Projekt und jede antragstellende Organisation im Einzelnen. Die wirtschaftliche Situation ist dabei nur ein Aspekt im Gesamtbild. Eine existenzielle Notlage ist daher nicht unbedingt ein Ausschlusskriterium für eine Förderung, jedoch ist es hierbei umso wichtiger, dass das vorgeschlagene Projekt wirkungsvoll ist und uns und unseren unabhängigen Beirat (der über die Bewilligung entscheidet) inhaltlich voll
überzeugt.
FL: Welche Beratung bieten Sie potenziellen Antragstellern an?
Petra Rottmann: Auf unserer Website bieten wir ausführliche Information rund um die Antragstellung und Projektförderung an. In unseren Förderrichtlinien und auch in den Antworten auf die häufig gestellten Fragen können sich Antragsteller umfassend informieren.
Darüber hinaus bieten wir eine telefonische Beratung zu den folgenden Zeiten an:
Montag & Donnerstag: 14:00 – 16:00 Uhr
Dienstag, Mittwoch & Freitag: 9:30 – 12:00 Uhr
FL: Herzlichen Dank Frau Rottmann, dass Sie sich für uns und unserer Leser Zeit genommen haben.