Viele Einrichtungsleitungen der Altenhilfe und Altenpflege stellen sich die Frage, wie sie private und öffentliche Zuwendungen und Förderprogramme für die Finanzierung ihrer Einrichtungen nutzen können.
Wie Aktivitäten in der Altenhilfe aktuell gefördert werden: Beispiele aus meiner Beratungspraxis
Wenn man sich in der Branche umhört, erfährt man von zahlreichen Aktivitäten, die durch Fördermittel subventioniert werden. Der DRK-Kreisverband Hagen erhält 300.000 Euro für den Neubau einer stationären Pflegeeinrichtung von der Deutschen Fernsehlotterie. Das Diakonische Werk Neuendettelsau wurde vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales bei einem Gesundheitsprojekt für die Mitarbeiter in einem Pflegeheim mit mehreren hunderttausend Euro unterstützt. Und der Caritasverband der Diözese Görlitz bekommt Fördermittel der Auerbach Stiftung für den Aufbau eines Kompetenz- und Dienstleistungszentrums für die Altenhilfe.
Kontinuierlichen Förderbedarf gibt es in den unterschiedlichsten Bereichen der Altenhilfe:
- vollstationäre Pflegeangebote, Altenheime, Pflegeheime
- teilstationäre Pflegeservices, Kurzzeitpflege, Tagespflege, Verhinderungspflege
- ambulante/häusliche Pflege, Pflegedienste, Betreuungsdienste
- Hospize und palliative Versorgungsangebote
- betreutes Wohnen, Mehrgenerationenhäuser und neue Wohnformen
- quartiersbezogene Betreuungs- und Versorgungsangebote, Quartierskonzepte, Nachbarschaftshilfen
- Selbsthilfen, niedrigschwellige Angebote, Besuchsgruppen, ehrenamtliches Engagement
- Beratungsangebote
- Neubau, Renovierung/Sanierung und Erweiterung von Altenpflegeeinrichtungen
- alternative Therapieformen
Die Politik hat ein hohes Interesse an der Förderung der Altenhilfe
Auch von staatlicher Seite besteht hohes Interesse daran, dass sich der Altenhilfebereich durch innovative Konzepte und neue Betreuungsansätze weiterentwickelt. In diesem Sommer habe ich beispielsweise als externer Förderberater und Fachreferent den Ideenwettbewerb „Quartier 2020 – Gemeinsam.Gestalten“ des Ministeriums für Soziales und Integration in Baden-Württemberg begleitet.
Mit insgesamt 2,5 Mio. Euro werden kommunale Konzepte der Quartiersentwicklung im Handlungsfeld „Pflege und Unterstützung im Alter“ prämiert. Die Projekte sollten dabei insbesondere die Themen bürgerschaftliches Engagement, Ehrenamt und Bürgerbeteiligung berücksichtigen.
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Wichtig für potentielle Förderinstitutionen: Was ist regelfinanziert?
Förderer wie Stiftungen, Förderfonds, Lottofonds oder Sponsoren wollen bei der Antragstellung von Ihnen wissen, ob Ihr Vorhaben nicht durch das staatliche Sozialsystem finanziert wird. Die Zuwendungsgeber haben kein Interesse an einer doppelten Förderung. In Deutschland ist die soziale Pflegeversicherung im Sozialgesetzbuch SGB XI geregelt. Dort ist genau definiert auf welche Leistungen die Versicherten Anspruch haben und wie diese Serviceangebote finanziert werden.
Die gesetzliche Regelfinanzierung in der Altenhilfe ist dabei immer wieder in Bewegung. Aktuell befindet sich das Pflegestärkungsgesetz II in der Umsetzung. Durch einen neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff erhalten damit beispielsweise an Demenz Erkrankte verbesserte Leistungen.
Bevor Sie sich auf die Suche nach Fördermittelgebern machen, müssen sie einen genaueren Blick auf Ihr Vorhaben werfen:
- Ist die Maßnahme oder Teile davon in irgendeiner Form regelfinanziert?
- Welche Anteile werden nicht oder nicht ausreichend finanziert?
- Lassen sich die Kosten dabei eindeutig zuordnen?
SGB Fördermöglichkeiten für Modellprojekte und Versorgungsforschung
Im SGB XI sind neben der Regelfinanzierung auch die Förderung von Modellprojekten vorgesehen. Das betrifft:
- Modellprojekte zur Weiterentwicklung der Pflegeversicherung
Mit einem Budget von jährlich 5 Mio. Euro werden Vorhaben unterstützt oder beauftragt, welche insbesondere die Versorgungsmodelle, -konzepte, und -strukturen für Pflegebedürftige weiterentwickeln, zukunftsweisende und qualitätsgesicherte Versorgungsansätze unterstützen und vorhandene Pflegeangebote modernisieren. - Modellprojekte zu Weiterentwicklung neuer Wohnformen
- Modellvorhaben zur Erprobung von Leistungen der häuslichen Betreuung durch Betreuungsdienste
Das eigene Vorhaben an die Förderinstitution „verkaufen“
Jeder Fördermittelgeber verfolgt seine eigenen Interessen und Ziele.
Das Arbeitsministerium will die Zahl der Arbeitslosen verringern, eine Landesstiftung möchte innovative Projekte mit Pilotcharakter unterstützen und eine private Stiftung interessiert sich beispielsweise für anthroposophisch ausgerichtete Pflegekonzepte. Nur wenn Ihr Vorhaben 100-prozentig zu den Zielen der Förderinstitution passt, kommt es zu einer Förderung. Mit der folgenden Checkliste können Sie überprüfen, inwieweit Ihr Vorhaben für einen Förderer attraktiv sein könnte.
Welche Vorhaben haben gute Förderaussichten?
- Innovative Konzepte mit überregionaler Bedeutung und hoher Wirkung
- Ambulante, quartiersbezogene und generationsübergreifende Versorgungsstrukturen
- Ehrenamtliche Aktivitäten und Aktivierung des bürgerschaftlichen Engagements
- Arbeitsmarktmaßnahmen (z. B. Gesundheitsmanagement, Schaffung von Ausbildungsplätzen, Personalgewinnung)
- Klimaschutz und energetische Sanierung
- Gemeinnützige Vorhaben
- Lokale, regionale und überregionale Vorhaben, für die es sehr hohen nachweisbaren Bedarf und hohe öffentliche Relevanz gibt
- Vorhaben, die in frühestens drei bis sechs Monaten beginnen
Was wird in der Regel nicht gefördert?
- Laufende Budgetlücken und Verluste aus Vorjahren
- Bereits begonnene Maßnahmen
- Leistungen, die durch die Regelfinanzierung abgedeckt werden (müssten) und zu den Standardaufgaben eines Trägers gehören
- Vorhaben, zu denen Sie keinerlei Eigenmittel zusteuern können
- Neubauprojekte ohne ausgeprägten regionalen Bedarf
Überblick im Dschungel der Altenhilfeförderung
Deutschlandweit gibt es mehrere zehntausend Förderquellen, die grundsätzlich für gemeinnützige und gewerbliche Aktivitäten in der Altenhilfe infrage kommen. Für Einsteiger in die Thematik ist es nicht leicht, sich in diesem Förderdschungel zurechtzufinden. Im Folgenden erhalten Sie einen ersten Überblick.
Vor fünf bis zehn Jahren gab es noch zahlreiche Förderprogramme der öffentlichen Hand, um Versorgungslücken in der stationären Versorgung zu schließen. Angesichts der inzwischen sehr guten Versorgungsstrukturen und zum Teil eines Überangebots sind diese Finanzierungsmöglichkeiten alle ausgelaufen.
Staatliche Förderung des Altenhilfebereichs
Die Förderung durch Bundesministerien, Landesministerien, Bezirke, Kreise und Kommunen konzentriert sich heute vor allem auf innovative Modellprojekte, arbeitsmarktpolitische Maßnahmen (z. B. zusätzliche Ausbildungsplätze in der Altenpflege) und Projekte zum Klimaschutz und zur energetischen Sanierung.
Viele Förderungen können sowohl von gemeinnützigen als auch von öffentlichen oder gewerblichen Trägern genutzt werden.
Beispiele für öffentliche Förderprogramme im Bereich Senioren und Pflege sind:
- Förderprogramm „WoLeRaF“ des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege zur Initiierung von ambulant betreuten Wohngemeinschaften
- Innovationsprogramm „Pflege 2018“ durch das Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg
- Niedersächsisches Förderprogramm „Wohnen und Pflege im Alter“ durch das Niedersächsische Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung
- Darlehensprogramm der NRW.Bank für Pflege und Betreuung (Nordrhein-Westfalen)
- Förderung von Modellvorhaben zu Versorgungskonzepten/Versorgungsstrukturen (insbesondere für demenzkranke Pflegebedürftige) in Hessen
- Bauförderung von überregionalen Modelleinrichtungen der Altenhilfe und Behindertenhilfe durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ)
- Förderung der Ausbildung in der Altenpflege und Altenhilfe in Schleswig-Holstein
Lotteriemittel für die Altenhilfe
Etwa 40 Prozent der Einnahmen der staatlichen Lotteriespiele in Deutschland werden für die Förderung von gemeinnützigen Aktivitäten verwendet. Am wichtigsten für die Altenhilfe sind dabei die Deutsche Fernsehlotterie/Deutsches Hilfswerk und das Kuratorium Deutsche Altershilfe. Diese fördern den Neubau und die Renovierung von stationären und ambulanten Einrichtungen, aber auch die Einrichtung von Demenzgärten oder die Qualifizierung von ehrenamtlichem und hauptamtlichem Personal.
Ein Schwerpunkt der Förderung ist die Konzeption und Umsetzung von Quartiersprojekten. Die Mittel der Soziallotterien können nur von freien, gemeinnützigen Trägern genutzt werden. Die Antragstellung erfolgt in der Regel über den eigenen Wohlfahrtsverband.
Der Großteil der Lotto- und Totomittel wird in Deutschland über die Bundesländer vergeben. Ob es in Ihrem Bundesland Fördermöglichkeiten gibt erfahren Sie hier.[hr]
Fördermittel von privaten Stiftungen, Organisationen und Unternehmen
Auch private Institutionen fördern ausgewählte Schwerpunkte in der Altenhilfe. Hier gibt es eine große Vielfalt von Themen: Die Robert Bosch Stiftung hat einen Förderschwerpunkt „Menschen mit Demenz im Akutkrankenhaus“ die Hospiz Stiftung Niedersachsen fördert Qualifizierungsprojekte und Sachinvestitionen, die Rut- und Klaus-Bahlsen Stiftung fördert die Altenhilfe in der Region Hannover und die Stiftung Wohlfahrtspflege NRW unterstützt zukunftsweisende Sozialprojekte in Form von modellhaften Neuentwicklungen mit einem hohen sozialpolitischen Stellenwert für die Zielgruppen Menschen mit Behinderung, alte Menschen und benachteiligte Kinder.
Fördervoraussetzung ist auch bei privaten Gebern meist ein gemeinnütziger Status.
Viele Förderquellen agieren nur im regionalen und lokalen Umfeld
Wichtig ist an dieser Stelle der Hinweis, dass 70 Prozent aller Förderquellen ausschließlich im regionalen oder lokalen Umfeld aktiv sind. Typisches Beispiel sind die Förderaktivitäten von Sparkassen und Genossenschaftsbanken. Diese fördern gemeinnützige Aktivitäten im eigenen Geschäftsgebiet, beispielsweise Fahrzeuge, therapeutische Gärten, die auch öffentlich zugänglich sind, oder generationsübergreifende Ehrenamtsprojekte.
Vor diesem Hintergrund lohnt es sich, einmal die Förderinstitutionen und Mäzene von Altenhilfeträgern und Pflegeeinrichtungen in der direkten Umgebung zu analysieren. Viele Förderer legen Wert darauf, dass sie öffentlich genannt werden. Hier ein paar Beispiel:
- Partner und Förderer von wohlBEDACHT e. V. – Wohnen für dementiell Erkrankte München, Bayern
- Förderer der Nikolauspflege Stuttgart, Baden-Württemberg
- Sponsoren und Förderer von LachfALTen UG in Bonn, Nordrhein-Westfalen
- Partner und Förderer des Sozialen Netzwerks Lausitz gGmbH, Sachsen
- Unterstützer/Förderer der „Woche für pflegende Angehörige“, Berlin
So bekommen sie Durchblick im Förderdschungel für die Altenhilfe
Angesichts der dargestellten vielfältigen Fördermöglichkeiten liegt die erste Herausforderung darin, die passenden Förderausschreibungen zu finden. Je nachdem wie viel Zeit Sie investieren möchten (oder können), gibt es dazu verschiedene Möglichkeiten:
- Mit den in diesem Artikel gegebenen Hinweisen und mit den zahlreichen Links zu Förderübersichten und Stiftungsverzeichnissen in unserem kostenlosen Internetverzeichnis können Sie direkt mit der Recherche beginnen.
- Wenn Sie Zeit sparen möchten, nutzen sie den Förderlotse Fördermittelführer Damit können Sie auf eine Vorauswahl der wichtigsten Zuschussmöglichkeiten zugreifen. Die Steckbriefe zu jedem Förderprogramm fassen die wichtigsten Infos für sie zusammen.
- Sie lassen durch unser neues E-Learning Angebot fit für die Fördermittelrecherche machen
Wie auch immer Sie vorgehen, angesichts des hohen Investitionsdrucks einerseits und den interessanten Finanzierungsmöglichkeiten durch Fördermittel andererseits lohnt es sich, das Thema für seine Altenhilfeeinrichtung zu erschließen und auszubauen.
Weiterführende Informationen zur Fördermittelgewinnung zu bestimmten Themen und Zielgruppen
Über folgende Links erhalten sie viele weitere Tipps zu bestimmten Fördermöglichkeiten:
Ich danke Ihnen für den interessanten Artikel. Gerade in der Altenpflege sind Fördermittel dringend nötig. Vor allem das Personal sollte flächendeckend aufgestockt werden.
Mit besten Grüßen,
Nina
Vielen Dank für den tollen Beitrag. Ich stimme Ihnen zu, wichtig ist der Hinweis, dass 70 Prozent aller Förderquellen ausschließlich im regionalen oder lokalen Umfeld aktiv sind. Sie haben wohl recht, ein typisches Beispiel sind die Förderaktivitäten von Sparkassen und Genossenschaftsbanken, denn diese fördern gemeinnützige Aktivitäten im eigenen Geschäftsgebiet, beispielsweise Fahrzeuge, therapeutische Gärten, die auch öffentlich zugänglich sind, oder generationsübergreifende Ehrenamtsprojekte. Meine Mutter ist nun langsam auch pflegebedürftig und kommt nicht mehr alleine in einem Haushalt klar. Daher suche ich gerade nach einer Tagespflege mit Fahrdienst bei Michelau in Oberfranken. Mal schauen, ob ich hierfür passende Förderungen finden kann.