Der ländliche Raum in Deutschland steht vor vielfältigen Herausforderungen: demografischer Wandel, Abwanderung in städtische Gebiete, der Erhalt der Infrastruktur und die Stärkung regionaler Identitäten. Gleichzeitig bietet er enormes Potenzial – sei es durch die Nutzung von Naturressourcen, die Förderung von Tourismus oder die Stärkung sozialer und wirtschaftlicher Strukturen. In diesem Artikel werfen wir einen Blick darauf, wie Sie Fördermittel für den ländlichen Raum einwerben können und welche Möglichkeiten es hier gibt.
Was bedeutet Förderung des ländlichen Raums in Deutschland?
Um zu verstehen, was Förderung des ländlichen Raumes bedeutet, müssen wir zuerst den ländlichen Raum definieren. Der ländliche Raum umfasst Gebiete, die durch eine geringere Bevölkerungsdichte, kleinere Siedlungsstrukturen und eine starke Verbindung zur Landwirtschaft, Natur und traditionellen Lebensweisen geprägt sind. Diese Regionen zeichnen sich häufig durch eine begrenzte Infrastruktur und wirtschaftliche Vielfalt aus, spielen jedoch eine zentrale Rolle für Naturschutz, Erholung und die Erhaltung kultureller Identitäten.
Die Förderung des ländlichen Raums geht also deutlich über die Förderung der Landwirtschaft hinaus, die man vielleicht instinktiv damit verbindet. Sie lässt sich in zwei Hauptbereiche unterteilen: die wirtschaftliche und infrastrukturelle Entwicklung sowie die Förderung sozialer und kultureller Projekte.
Wirtschaftliche und infrastrukturelle Förderung umfasst Maßnahmen, die darauf abzielen, die wirtschaftliche Basis ländlicher Regionen zu stärken und eine attraktive Infrastruktur zu schaffen. Dazu gehören beispielsweise die Unterstützung kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU), Investitionen in die Digitalisierung – wie der Ausbau von Breitbandnetzen und Strukturen – sowie die Verbesserung der Verkehrsverbindungen. Auch die Entwicklung nachhaltiger Energieprojekte und die Förderung von Innovationen in der Landwirtschaft spielen eine wichtige Rolle. Ziel ist es, Arbeitsplätze zu schaffen, neue Wirtschaftszweige zu erschließen und die Abhängigkeit von traditionellen Branchen zu reduzieren.
Neben der wirtschaftlichen Perspektive ist auch die soziale und kulturelle Dimension entscheidend. Fördermittel können eingesetzt werden, um Gemeinschaftsprojekte wie Mehrgenerationenhäuser, Kultur- und Sportangebote oder Bildungsinitiativen zu unterstützen. Besonders wichtig sind Projekte, die soziale Teilhabe stärken, wie die Integration von Zugezogenen, die Förderung von ehrenamtlichem Engagement oder die Einrichtung von Treffpunkten und Begegnungsstätten. Hierbei geht es darum, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern und den ländlichen Raum als attraktiven Lebensort zu gestalten.
Warum werden Fördermittel für den ländlichen Raum bereitgestellt?
Die Bereitstellung von Fördermitteln für den ländlichen Raum verfolgt mehrere zentrale Ziele, die eng miteinander verwoben sind und die nachhaltige Entwicklung dieser Regionen unterstützen. Ein wesentlicher Aspekt ist die Belebung der Wirtschaft. Hierbei tragen die Förderung von Unternehmen und gezielte Investitionen in Infrastrukturprojekte dazu bei, wirtschaftliche Chancen zu schaffen und die Wettbewerbsfähigkeit ländlicher Regionen zu stärken.
Ebenso spielen soziale Stabilität und der gesellschaftliche Zusammenhalt eine entscheidende Rolle. Fördermittel ermöglichen die Unterstützung von Gemeinschaftsprojekten und sozialen Angeboten, die den ländlichen Raum als attraktiven Wohn- und Arbeitsort stärken. Dies wirkt auch Abwanderungstendenzen entgegen und trägt zur Stabilisierung der Bevölkerungsstruktur bei.
Ein weiteres wichtiges Ziel ist der Schutz und die nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen. Durch die Förderung von Projekten, die eine umweltfreundliche Landnutzung, den Erhalt der Biodiversität und den Klimaschutz in den Mittelpunkt stellen, wird eine zukunftsfähige Entwicklung unterstützt. Gleichzeitig eröffnen sich dadurch Potenziale im Bereich des nachhaltigen Tourismus, der eine umweltverträgliche Wertschöpfung ermöglicht.
Schließlich tragen Fördermittel zur Stärkung der kulturellen Identität bei. Die Unterstützung von Kultur- und Bildungsprojekten fördert die Identifikation der Bevölkerung mit ihrer Region und hilft dabei, regionale Traditionen und Bräuche zu bewahren.
Was wird von wem gefördert – Beispiele für Förderungen im Bereich ländlicher Raum
Um Ihnen eine bessere Vorstellung davon zu geben, wie Unterstützung von Projekten im ländlichen Raum in der Realität aussehen kann, haben wir hier einige Beispiele zusammengetragen.
Das Programm Engagiertes Land der Deutschen Stiftung Engagement und Ehrenamt zielt darauf ab, lokale Gemeinschaften in strukturschwachen ländlichen Gebieten zu unterstützen, um bürgerschaftliches Engagement, Ehrenamt und Beteiligung vor Ort zu fördern. Im Rahmen des Programms wurde unter anderem das Netzwerk “Bodenkirchen Social Innovation Hub” gefördert, das z.B. MINT-Workshops, Veranstaltungen in der Gemeinde und Gründerförderungsaktionen durchführt.
In der thüringischen Gemeinde Werra-Suhl-Tal wurde aus Mitteln der Dorferneuerung und -entwicklung der Bau eines barrierefreien Gebäudes gefördert, das sowohl eine Hausarztpraxis im Erdgeschoss als auch eine Mietwohnung im Obergeschoss beherbergt. Anfang Januar 2021 konnte die neue Praxis eröffnet werden. Dieses Projekt trägt maßgeblich zur medizinischen Grundversorgung im westlichen Werratal bei und schafft zugleich modernen Wohnraum im ländlichen Raum.
Aus Mitteln von LEADER wurde in NRW die Renovierung und der Ausbau des Outdoor Jugendtreffs Wilnsdorf finanziert. Der Jugendtreff soll barrierefrei sowie nachhaltig renoviert werden – mit Dachbegrünung, Insektenhotels und Hochbeeten.
Die Organisation LandKulturPerlen förderte das Kunst- und Wissenschaftsprojekt „Deep Sea im Odenwald“ für Kinder im Alter von 8 bis 14 Jahren, von denen viele aus sozial benachteiligten Familien stammen. An zwei Wochenenden setzten sich die Kinder intensiv mit dem Thema Unterwasserwelt und Korallenriffe auseinander.
Welche Fördervorhaben haben gute Chancen auf Erfolg?
Welche Fördervorhaben bessere Chancen auf Erfolg haben, ist allgemein kaum zu beantworten – ein gutes Konzept und ein professioneller Ablauf des Antragsprozesses sind essentiell für den Erfolg.
Es ist jedoch sicherlich wichtig, vor allem auch die Nachhaltigkeit von Projektvorhaben im Blick zu behalten sowie Zielgruppen mit einzubeziehen, die sonst oftmals Schwierigkeiten haben, Angebote annehmen bzw. erreichen zu können.
Überlegen Sie genau, wer Ihre Zielgruppe im Projekt ist und wie Sie diese gut einbeziehen können. Können Sie auch Menschen mit dazuholen, die sonst oftmals übersehen werden? Wie spricht Ihr Angebot auch marginalisierte Gruppen im ländlichen Raum an?
Bei der Vielzahl von Fördermöglichkeiten der öffentlichen Hand ist es sicherlich sinnvoll, sich mit dem Entwicklungskonzept für den ländlichen Raum Ihres Bundeslandes zu beschäftigen und zu schauen, ob es hier Überschneidungen gibt, die Sie ausbauen können.
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Fördermittel der öffentlichen Hand für den Bereich ländliche Entwicklung
Die Förderlandschaft für Fördermittel für den ländlichen Raum der öffentlichen Hand ist aufgrund ihrer Vielschichtigkeit oft schwer zu überblicken. Fördermittel stammen aus unterschiedlichen Quellen wie Fachverwaltungen, Ressorts sowie Haushaltsmitteln der EU, des Bundes und der Länder. Diese Mittel können in vielen Fällen miteinander kombiniert werden. Zu den zentralen Förderinstrumenten zählen:
- der Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) auf EU-Ebene und
- die Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz (GAK) auf Bundesebene.
In der Regel fördern die Bundesländer Projekte entweder aus eigenen Haushaltsmitteln oder durch eine Kofinanzierung, bei der Landesmittel mit EU- und/oder Bundesmitteln kombiniert werden. Ein Großteil der relevanten Programme basiert auf solchen Mischfinanzierungen, sodass Fördernehmer häufig eine Kombination aus Landes-, Bundes- und EU-Mitteln erhalten. Eine Übersicht über die verschiedenen Fördermöglichkeiten ist unten dargestellt.
Für potenzielle Antragsteller ist es wichtig zu wissen, dass die konkrete Ausgestaltung der Förderung in der Regel durch das Entwicklungsprogramm des jeweiligen Bundeslandes bestimmt wird – auch wenn EU- oder Bundesmittel einbezogen sind.
In den folgenden Abschnitten möchten wir Ihnen einige der verschiedenen Förderinstrumente von EU, Bund und den Ländern vorstellen.
Förderung des ländlichen Raums durch die EU
Die Europäische Union spielt eine zentrale Rolle bei der Förderung von Projekten im ländlichen Raum, um nachhaltige Entwicklung und Chancengleichheit in allen Regionen zu gewährleisten. Über Programme wie LEADER oder die Mittel aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) und des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) unterstützt die EU vielfältige Vorhaben. Ziel ist es, wirtschaftliche Impulse zu setzen, soziale Strukturen zu stärken und ökologische Nachhaltigkeit zu fördern. Von der Modernisierung landwirtschaftlicher Betriebe bis hin zur Förderung von Gemeinschaftsprojekten trägt die EU dazu bei, den ländlichen Raum lebenswerter und wettbewerbsfähiger zu gestalten.
ELER (Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums)
Der Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) spielt eine wichtige Rolle bei der Förderung der ländlichen Entwicklung in Deutschland. In Deutschland wird der ELER dezentral umgesetzt. Jedes Bundesland erstellt ein eigenes Entwicklungsprogramm für den ländlichen Raum. Die Bundesländer sind für die Umsetzung und Verwaltung der Fördermittel zuständig. Dadurch ist natürlich auch die Schwerpunktsetzung in jedem Bundesland unterschiedlich, da sie an die spezifischen regionalen Bedürfnisse und Prioritäten angepasst wird.
LEADER (Liaison entre actions de développement de l'économie rurale)
LEADER ist ein Förderprogramm der Europäischen Union, das speziell auf die Entwicklung des ländlichen Raums ausgerichtet ist. Finanziert durch den „Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums“ (ELER), zielt das Programm darauf ab, die Strukturförderung in ländlichen Gebieten zu stärken. Im Mittelpunkt steht die Unterstützung einer eigenständigen und nachhaltigen Regionalentwicklung, die den individuellen Bedürfnissen und Potenzialen der Regionen gerecht wird.
Am Anfang der Förderperiode wurden sogenannte LEADER Regionen ausgewählt. LEADER ist ein Bottom-up-Ansatz, bei dem Landwirte, Unternehmen im ländlichen Raum, lokale Organisationen, Behörden und Einzelpersonen aus verschiedenen Sektoren in lokalen Aktionsgruppen (LAG) zusammenkommen. Die LAG erarbeiten ihre eigenen lokalen Entwicklungsstrategien und verwalten ihre eigenen Haushalte.
In der Förderperiode von 2023 bis 2027 gibt es in Deutschland 372 LEADER-Regionen; europaweit knapp 2700. Die LEADER Regionen setzen nun im Folgenden je nach Konzept die Maßnahmen um. Einen Überblick über die LEADER Regionen in Deutschland findet sich hier.
EFRE (Europäische Fonds für regionale Entwicklung)
Die Förderung des ländlichen Raums durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) in Deutschland zielt darauf ab, die wirtschaftliche, soziale und territoriale Kohäsion zu stärken. Der EFRE ist ein zentrales Instrument der EU-Strukturpolitik und fördert Projekte, die regionale Ungleichheiten verringern, Innovationen voranbringen und die Wettbewerbsfähigkeit stärken. In Deutschland profitieren ländliche Regionen von einer Vielzahl von Maßnahmen, die durch den EFRE kofinanziert werden. Durch diese gezielte Unterstützung trägt der EFRE dazu bei, den ländlichen Raum in Deutschland moderner, wirtschaftlich stärker und attraktiver für die Bevölkerung zu gestalten.
Förderung von Projekten zur Entwicklung des ländlichen Raumes durch den Bund
Projekte zur Entwicklung des ländlichen Raumes werden in Deutschland sowohl auf Bundesebene mit unterschiedlichen Instrumenten gefördert. Die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ (GAK) ist das zentrale Instrument der nationalen Agrarstrukturförderung in Deutschland und bildet die inhaltliche sowie finanzielle Grundlage vieler Förderprogramme der Bundesländer.
Als bedeutendstes nationales Förderwerkzeug unterstützt die GAK eine leistungsfähige, zukunftsorientierte und wettbewerbsstarke Land- und Forstwirtschaft, den Küstenschutz sowie die Entwicklung lebendiger ländlicher Räume.
Weitergehend gibt es verschiedene Bundesprogramme und Ministerien, die den ländlichen Raum bzw. Entwicklungen im ländlichen Raum fördern.
BULEplus
Mit dem Bundesprogramm Ländliche Entwicklung und Regionale Wertschöpfung (BULEplus) fördert das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) bundesweit innovative Ansätze zur Entwicklung ländlicher Räume.
Lokale Akteure erhalten durch BULEplus die Möglichkeit, modellhafte Ideen für ländliche Regionen in den Bereichen Digitalisierung, Ehrenamt oder Mobilität zu entwickeln und praxisnah zu erproben. Neben diesen Modellprojekten und -regionen unterstützt das Programm auch Forschungsprojekte, die wissenschaftliche Perspektiven auf zentrale Herausforderungen in den ländlichen Räumen liefern. Wettbewerbe wie „Unser Dorf hat Zukunft“ setzen zusätzlich wichtige Impulse für eine nachhaltige Entwicklung. Im Fokus stehen dabei nichtlandwirtschaftlich ausgerichtete Vorhaben, die zur Stärkung des ländlichen Raums beitragen.
Digitalisierung: Interoperabilität von Daten im ländlichen Raum (BMEL)
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) unterstützt im Rahmen ihrer Digitalisierungsstrategie das Programm „Steigerung der Daseinsvorsorge in ländlichen Räumen durch eine Verbesserung der Interoperabilität von digitalen Systemen“ und damit modellhafte und innovative Projektideen zur Interoperabilität von Daten im ländlichen Raum. Es fördert neue, bedarfsorientierte Ansätze zur Interoperabilität von digitalen Systemen und unterstützt damit die Entwicklung von Lösungen, die anderen ländlichen Regionen als Vorbild dienen können.
Zusammenhalt durch Teilhabe (BMI)
Das Bundesprogramm „Zusammenhalt durch Teilhabe“ des Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) verfolgt das Ziel, die demokratische Kultur und das gesellschaftliche Miteinander in ländlichen und strukturschwachen Regionen zu stärken. Es setzt darauf, demokratische Werte sichtbar zu machen und Diskriminierung sowie Extremismus entgegenzuwirken.
Die Aufgabe, eine demokratische Kultur zu fördern und weiterzuentwickeln, liegt in der Verantwortung vielfältiger Akteure auf unterschiedlichen Ebenen. Mit sozialräumlichen oder organisationsbezogenen Ansätzen arbeiten sie daran, die Gemeinschaft vor Ort zu unterstützen. Gerade ländliche und strukturschwache Regionen stehen dabei vor besonderen Herausforderungen, da sie häufig von Strukturwandel, Deindustrialisierung, Abwanderung – insbesondere junger Menschen – und Armut betroffen sind.
Das Programm richtet sich besonders an Verbände und Vereine, die eine Schlüsselrolle im Gemeinwesen dieser Regionen spielen. Es unterstützt sie einerseits bei der Weiterentwicklung ihrer internen Strukturen hin zu mehr Teilhabe und Beteiligung. Andererseits fördert es ihre Arbeit über die eigenen Grenzen hinaus, da sie oft eine zentrale Funktion für das soziale Leben und den Zusammenhalt vor Ort übernehmen. „Zusammenhalt durch Teilhabe“ trägt so dazu bei, ländliche und strukturschwache Räume zu stärken und ihnen eine Perspektive für die Zukunft zu geben.
Antragstellung, Bildung, Förderstiftungen, Lotteriemittel, Natur- und Klimaschutz, Öffentliche Förderung
Fördermittel für den ländlichen Raum der Bundesländer
Der ländliche Raum ist regional sehr unterschiedlich und hat daher auch je nach Bundesland andere Herausforderungen und Aufgaben. Jedes Bundesland hat daher eine eigene Strategie entwickelt, mit der der ländliche Raum unterstützt wird, die jeweils mit dem GAK abgestimmt ist. Aus dieser Strategie ergeben sich auch die Förderprogramme und -möglichkeiten der jeweiligen Bundesländer.
In Baden-Württemberg werden z.B. durch Landesprogramme speziell Frauen im ländlichen Raum unterstützt, außerdem wird nachhaltige Mobilität gefördert und großer Wert auf die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Bürgerinnen und Bürgern, Unternehmen, Gemeindevertreterinnen und Gemeindevertretern und sonstigen gesellschaftlichen Akteuren gelegt.
Das Land Thüringen hat ein Förderprogramm mit dem Namen „Integrierte Ländliche Entwicklung“ ausgearbeitet, das verschiedene Komponenten abdeckt (siehe Grafik). Der Fokus liegt hier unter anderem auf der Dorfentwicklung und der Grundversorgung.
In Nordrhein-Westfalen wird speziell die Mobilität im ländlichen Raum durch sogenannte Bürgerbusse unterstützt. Auch gibt es Mittel für die Struktur- und Dorfentwicklung im ländlichen Raum.
In Bayern können sich mehrere Gemeinden zusammenschließen, um ein Konzept zur Integrierten Ländlichen Entwicklung auszuarbeiten. Die Umsetzung von Maßnahmen aus dem Integrierten Ländlichen Entwicklungskonzept kann gegebenenfalls über weitere Förderprogramme der Land- und Dorfentwicklung gefördert werden, wie z.B. aus dem Regionalbudget oder dem Projektbudget für die Dorferneuerung.
Klären Sie auf der Länderebene, ob es Fördermittel für Ihr Projekt geben kann, denn hier finden Sie die meisten Förderprogramme. Eine gute Übersicht der Fördermöglichkeiten in allen Bundesländern finden Sie hier.
Fördermittel für den ländlichen Raum von Kommunen
Natürlich unterstützen auch Kommunen die Entwicklung des ländlichen Raumes, vor allem wenn diese Kommunen im ländlichen Raum liegen. Der erste Ansprechpartner für Sie sollte immer die Kommune bzw. der Landkreis sein, denn oftmals können Sie hier niedrigschwellige Fördermittel erhalten. Weiterhin können Ihnen die Ansprechpartner hier oftmals in Bezug auf die komplexe Struktur der Landes-, Bundes und EU-Mittel Ratschläge und Begleitung anbieten.
Fördermittel für den ländlichen Raum von privaten Förderpartnern
Auch Stiftungen und andere Förderorganisationen haben großes Interesse daran, die Entwicklung des ländlichen Raumes zu unterstützen und sind gute Förderpartner. Stiftungen sind häufig nur regional tätig, so dass hier eine intensive Recherche besonders sinnvoll ist. Oftmals finden sich auch mehrere Stiftungen und andere Förderinstitutionen zusammen, um Projekte im ländlichen Raum zu fördern. Auch diese Möglichkeiten möchten wir hier vorstellen.
Neulandgewinner. Zukunft erfinden vor Ort
Mit dem Programm „Neulandgewinner. Zukunft erfinden vor Ort“ fördert das Thünen-Institut für Regionalentwicklung e.V. und Neuland gewinnen e.V. engagierte Menschen, die durch ihr Denken und ihr Tun den gesellschaftlichen Zusammenhalt in ländlichen Räumen Ostdeutschlands stärken.
Fördervorhaben im ländlichen Raum sollten darauf abzielen, konkrete gesellschaftliche Problemlagen vor Ort nachhaltig zu verändern. Dabei ist es wichtig, dass sie gemeinwohlorientiert arbeiten und sowohl lokal als auch gesellschaftlich spürbare Wirkungen entfalten. Projekte sollten Möglichkeiten zur Partizipation und Teilhabe schaffen, um die Gemeinschaft aktiv einzubinden, und als Vorbild für ähnliche Initiativen dienen, indem sie ihre Erfahrungen und Erfolge weitergeben.
Erfolgreiche Projekte zeichnen sich zudem dadurch aus, dass sie sinnvoll in den regionalen Kontext eingebettet sind und auf die spezifischen Bedürfnisse und Potenziale der Region eingehen. Eine realistische Umsetzungsstrategie und die Chance, finanziell langfristig bestehen zu können, sind ebenfalls entscheidend, um nachhaltige Ergebnisse zu erzielen. Projekte werden sowohl finanziell als auch durch Netzwerkarbeit und Beratung unterstützt.
Gemeinschaftsfonds Zukunftswege Ost
Der Fonds Zukunftswege Ost unterstützt und ermutigt Menschen in Ostdeutschland, die sich aktiv für ein respektvolles Zusammenleben und ein starkes gesellschaftliches Miteinander engagieren möchten. Dabei liegt der Fokus auf drei zentralen Förderbereichen, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken und demokratische Werte fördern.
Im Bereich Austausch und Dialog werden Projekte unterstützt, die das gegenseitige Verständnis und den interkulturellen Austausch fördern. Ziel ist es, Formate zu entwickeln, die eine respektvolle Debattenkultur und gewaltfreie Kommunikation ermöglichen. Damit soll der gesellschaftliche Zusammenhalt gestärkt und ein friedliches Miteinander gefördert werden.
Ein weiterer Schwerpunkt ist die Förderung der demokratischen Kultur. Hier unterstützt der Fonds Projekte, die durch politische Bildungsarbeit aufklären und für demokratische Grundwerte sensibilisieren. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf Initiativen, die sich aktiv gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus und Menschenfeindlichkeit einsetzen. Gleichzeitig werden Projekte gefördert, die Barrieren abbauen und die soziale und kulturelle Teilhabe ermöglichen, um allen Menschen die aktive Mitgestaltung des gesellschaftlichen Lebens zu erleichtern.
Der dritte Förderbereich widmet sich der Stärkung der Zivilgesellschaft. Besonders in ländlichen Regionen Ostdeutschlands werden Netzwerke und Austauschmaßnahmen zwischen verschiedenen Gruppen und Organisationen unterstützt. Projekte, die Selbstwirksamkeit und Empowerment fördern, erhalten ebenfalls Unterstützung, um die aktive Mitgestaltung durch Bürgerinnen und Bürger zu stärken und das Engagement vor Ort nachhaltig zu fördern.
Mit diesen Schwerpunkten trägt der Fonds dazu bei, Ostdeutschland als Raum für Offenheit, Dialog und gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken.
LandKulturPerlen Hessen
Mit dem Programm LandKulturPerlen stärkt das Land Hessen die Kulturelle Bildung in ländlichen Räumen in Hessen. Projektanträge können für Vorhaben eingereicht werden, die in den ländlichen Räumen Hessens realisiert werden. Dabei orientiert sich die Definition ländlicher Räume an den Angaben des Thünen Landatlas auf Ebene der Gemeindeverbände. Zusätzlich darf die Einwohnerzahl der jeweiligen Gemeinde oder Kernstadt 20.000 nicht überschreiten. Sollten Unsicherheiten hinsichtlich der Förderfähigkeit bestehen, stehen wir Ihnen gerne beratend zur Seite.
Um förderfähig zu sein, muss Ihr Projekt der Kulturellen Bildung bestimmte Kriterien erfüllen: Es soll Menschen zusammenbringen und kreative Prozesse anstoßen. Darüber hinaus sollen die Teilnehmenden aktiv in die Gestaltung von Inhalten und Ablauf einbezogen werden. Wichtig ist auch, dass das Projekt noch nicht begonnen wurde und dass eine Kooperation mit einem Partner, wie etwa einem anderen Verein, einer Künstlerin oder einem Künstler oder der Gemeinde, eingebunden ist. Mit diesen Voraussetzungen wird sichergestellt, dass die geförderten Projekte nachhaltig zur kulturellen Entwicklung und Gemeinschaftsstärkung in Hessens ländlichen Räumen beitragen.
Bund der Deutschen Landjugend: Ernst-Engelbrecht-Greve-Preis
Der Ernst-Engelbrecht-Greve-Preis würdigt und unterstützt uneigennütziges Engagement für den ländlichen Raum mit einem Geldpreis. Ausgezeichnet werden Initiativen und Projekte, die das Zusammenleben fördern und die Strukturen in ländlichen Gebieten stärken.
Der Preis zielt darauf ab, innovative Ansätze und Maßnahmen zu fördern, die dazu beitragen, Lebens- und Bleibeperspektiven für junge Menschen in ländlichen Regionen zu erhalten und zu verbessern. Bewerbungen aus den Bereichen Jugendarbeit, Regionalentwicklung oder Grüne Berufe sind besonders willkommen. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, Sonderpreise für herausragende Leistungen zu vergeben.
Deutsche Stiftung Ehrenamt und Engagement: Engagiertes Land
Das Programm Engagiertes Land hat das Ziel, lokale Gemeinschaften in strukturschwachen ländlichen Regionen zu unterstützen, um bürgerschaftliches Engagement, Ehrenamt und Partizipation zu fördern.
Es richtet sich an Initiativen wie Heimatvereine, Klimaschutzprojekte, kommunale Verwaltungen, ehrenamtliche Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, lokale Unternehmen oder andere Akteure, die durch Zusammenarbeit gemeinschaftliche Ideen entwickeln und ihre Umsetzung voranbringen. Gerade in strukturschwachen ländlichen Gebieten ist eine starke Engagementkultur mit zahlreichen Unterstützerinnen und Unterstützern unverzichtbar.
Das Programm wird in Zusammenarbeit mit dem Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement (BBE) und dem Thünen-Institut für Regionalentwicklung e. V. umgesetzt. Es fördert lokale Netzwerke in Dörfern, Kleinstädten und Gemeinden mit bis zu 10.000 Einwohnerinnen und Einwohnern, die sich aktiv für die Stärkung von Ehrenamt und Beteiligung vor Ort einsetzen.
Robert Bosch Stiftung
Die Robert Bosch Stiftung unterstützt immer wieder durch verschiedene Programme die ländliche Entwicklung. So wurden z.B. Kommunen durch das Programm Land.Zuhause.Zukunft dabei unterstützt, innovative und zukunftsfähige Ansätze für die Integration und Teilhabe von Zugewanderten in ländlichen Räumen zu entwickeln.
Unsere aktuellen Weiterbildungen:
Weitere Fördermittel für den ländlichen Raum
Auch wenn andere Fördermittelgeber wie z.B. Soziallotterien, Medienfonds oder weitere Stiftungen eventuell nicht speziell eine Förderung für den ländlichen Raum anbieten, so schließen sie diese doch selten aus. Egal ob Sie ein Projekt aus dem Bereich Bildung, Behindertenhilfe, Altenhilfe oder Umweltschutz durchführen möchten, wenn dieses im ländlichen Raum stattfindet kommen natürlich auch alle anderen Fördermittelgeber für Sie in Frage. Oftmals haben Sie sogar Vorteile, da Fördermittelgeber gerne Projekte unterstützen, die sich an Zielgruppen wenden, die oftmals vernachlässigt werden – dies ist im ländlichen Raum der Fall. Dehnen Sie also die Suche nach Fördermittelgebern auf jeden Fall thematisch aus, wenn dies in Ihrem Kontext sinnvoll ist.
Viele Projekte, die im ländlichen Raum durchgeführt werden, kommen auch für Fördermittelgeber in Frage, die diesen nicht explizit im Fokus haben. Beachten Sie dies bei Ihrer Recherche.
So bekommen Sie Durchblick im Förderdschungel für den Bereich ländlicher Raum
Die Förderlandschaft im Bereich ländliche Entwicklung ist nicht leicht zu überblicken, vor allem da es im Bereich der öffentlichen Hand viele Verbindungen und Verschränkungen der unterschiedlichen Förderinstrumente gibt. Nutzen Sie auf jeden Fall Beratungsangebote, wie sie z.B. durch die Länder in vielen Fällen angeboten werden, um sich hier einen Überblick zu verschaffen.
Für Projekte im ländlichen Raum gibt es viele Möglichkeiten, Unterstützung zu gewinnen – Sie müssen manchmal einfach die Perspektive ändern. Überlegen Sie also vor der Recherche ganz genau, wer Ihre Zielgruppe ist und welche Art von Aktivitäten Sie durchführen möchten – oftmals ergeben sich hier neue Perspektiven.
Die fundierte Recherche nach Fördermittelgebern ist auch für Fördermittel für die ländliche Entwicklung der Schlüssel zum Erfolg. Nutzen Sie gerne hier unseren Fördermittelführer, der viele Filtermöglichkeiten bietet. Auch das Linkverzeichnis rund um das Thema Fördermittel für Non-Profits ist ein guter Beginn für die Recherche. Hier finden Sie verschiedene Datenbanken, die einen ersten Überblick geben.
Haben Sie bereits Erfahrungen mit dem Einwerben von Fördermitteln für die ländliche Entwicklung oder kennen Sie weitere Förderer? Hinterlassen Sie uns gerne einen Kommentar.