Um in einem dynamischen Markt zu bestehen, müssen sich die über 2.000 Krankenhäuser in Deutschland beständig weiterentwickeln. Fördermittel sind dabei eine gute Möglichkeit, um die damit verbundenen Investitionen schultern zu können. In diesem Artikel gebe ich ihnen einen komprimierten Überblick über die Fördermöglichkeiten in diesem Sektor, die ich in zahlreichen Beratungsprojekten im gemeinnützigen Krankenhauswesen gewonnen habe.
Der gesetzliche Rahmen: Duales Finanzierungssystem
Der Krankenhausfinanzierung in Deutschland liegt ein duales Finanzierungskonzept zugrunde. Die Investitionskosten werden durch Zuschüsse der Bundesländer finanziert, die laufenden Kosten des Betriebs durch die Erlöse aus Pflegesätzen und Fallpauschalen. An dieser Grundkonstellation hat auch das jüngste Krankenhausstrukturgesetz, welches seit 1. Januar 2016 gilt, nichts geändert. Allerdings spielt die Versorgungsqualität eine zunehmende Rolle und Träger sind gezwungen, verstärkt in diesem Bereich zu investieren.
Um welche Größenordnungen es geht, sieht man am aktuellen Förderbudget der Bundesländer. Der Freistaat Bayern hat aktuell z. B. ein jährliches Fördervolumen für den Krankenhausbau von 334 Millionen Euro, Nordrhein-Westfalen von 530 Millionen Euro.
Aktuelle Förderbeispiele im Gesundheits- und Krankenhauswesen
Es gibt aber weitere Möglichkeiten der Förderung für Kliniken, insbesondere für Aktivitäten, die durch das duale Finanzierungskonzept überhaupt nicht oder nur unzureichend finanziert werden. Wenn man sich in der Branche umhört, erfährt man von zahlreichen Aktivitäten, die durch Fördermittel subventioniert werden:
- Die Spendenaktion des Bayerischen Rundfunks „Sternstunden – Wir helfen Kindern“ fördert z. B. den Bau und die Ausstattung eines Erlebnisraums im Kinderkrankenhaus St. Marien in Landshut mit 500.000 Euro.
Die Deutsche Fernsehlotterie fördert den Umbau eines Gemeindehauses in ein stationäres Hospiz in Hamburg mit 300.000 Euro.
- Die Robert Bosch Stiftung fördert Modellprojekte im Bereich „Menschen mit Demenz im Akutkrankenhaus“, „Modellhafte Gesundheitszentren“ oder „Qualifizierung in Gesundheitsberufen“.
Nicht alles im Gesundheitswesen wird gefördert
Wie geht man nun am besten vor, wenn man Fördergelder für die Aktivitäten seiner Einrichtung im Gesundheitsbereich gewinnen möchte? Zuerst muss man sich einen Überblick verschaffen, welche Vorhaben überhaupt für eine Förderung infrage kommen. Nicht überall, wo Finanzierungslücken auftauchen, lassen sich Fördermittel einsetzen!
Das eigene Vorhaben an die Förderinstitution „verkaufen“
Jeder Fördermittelgeber verfolgt seine eigenen Interessen und Ziele. Das Arbeitsministerium will die Zahl der Arbeitslosen verringern, eine Landesstiftung möchte innovative Projekte mit überregionalem Pilotcharakter unterstützen und eine private Stiftung interessiert sich beispielsweise ausschließlich für die Zielgruppe Kinder und Jugendliche. Nur wenn Ihr Vorhaben 100-prozentig zu den Zielen der Förderinstitution passt, kommt es zu einer Förderung. Mit der folgenden Checkliste können Sie überprüfen, inwieweit Ihr Vorhaben für einen Förderer attraktiv sein könnte.
Welche Vorhaben aus dem Bereich Gesundheit und Medizin haben gute Förderaussichten?
- Innovative Konzepte mit überregionaler Bedeutung und Pilotcharakter
- Forschungsprojekte
- Ambulante, quartiersbezogene und generationsübergreifende Versorgungsstrukturen
- Ehrenamtliche Aktivitäten und Aktivierung des bürgerschaftlichen Engagements
- Arbeitsmarktmaßnahmen (z. B. Gesundheitsmanagement, Schaffung von Ausbildungsplätzen, Personalgewinnung)
- Klimaschutz und energetische Sanierung
- Gemeinnützige Vorhaben
- Lokale, regionale und überregionale Vorhaben, für die es sehr hohen nachweisbaren Bedarf und hohe öffentliche Relevanz gibt
- Vorhaben, die in frühestens drei bis sechs Monaten beginnen
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Was wird nicht gefördert?
- Laufende Budgetlücken und Verluste aus Vorjahren
- Bereits begonnene Maßnahmen
- Leistungen, die durch die Regelfinanzierung abgedeckt werden (müssten) und zu den Standardaufgaben eines Trägers gehören
- Vorhaben, zu denen Sie keinerlei Eigenmittel zusteuern können
- Neubauprojekte ohne ausgeprägten regionalen Bedarf
Überblick im Dschungel der Krankenhausförderung
Deutschlandweit gibt es mehrere zehntausend Förderquellen, die grundsätzlich für gemeinnützige und gewerbliche Aktivitäten im Krankenhaus- und Gesundheitswesen infrage kommen. Für Einsteiger in die Thematik ist es nicht leicht, sich in diesem Förderdschungel zurechtzufinden. Hier ein konzentrierter Überblick.[hr]
Öffentliche Förderprogramme im Bereich Gesundheitswesen und Klinikförderung
Durch das duale Finanzierungskonzept ist die öffentliche Hand auf Ebene der Bundesländer in die Förderung der Investitionskosten der Kliniken eingebunden. Daneben gibt es von den verantwortlichen Ministerien meist weitere Zuschussmöglichkeiten zu bestimmten Förderschwerpunkten. Aktuelle Beispiel für Förderprogramme und Förderausschreibungen sind:
- Innovative medizinische Versorgungskonzepten durch das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege
- Digitalisierung in Medizin und Pflege durch das Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg
Gesundheitsregionen zur regional koordinierten und gesteuerten Gesundheitsversorgung in allen Versorgungsbereichen durch das Niedersächsische Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung
- Aktionsprogramm Gesundheit – Gemeinsam für ein gesundes Berlin durch die Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung
Es gibt eine Vielzahl von weiteren Zuschussmöglichkeiten, deren primäres Förderziel nicht Krankenhäuser und die medizinische Versorgung sind, die man aber trotzdem dafür nutzen kann. Dazu muss man die aktuellen Fördermöglichkeiten durch Bundes-, Landesministerien, Bezirke, Kreise und Kommunen genauer analysieren. Da gibt es Zuwendungen beispielsweise für innovative Modellprojekte, arbeitsmarktpolitische Maßnahmen (z. B. zusätzliche Ausbildungsplätze in der Pflege) und Projekte zum Klimaschutz und zur energetischen Sanierung. Viele Förderungen können sowohl von gemeinnützigen als auch von öffentlichen oder gewerblichen Trägern genutzt werden.
Öffentliche und private Forschungsförderung für Medizin und Gesundheitswesen
An vielen Krankenhäusern, nicht nur Universitätskliniken, finden regelmäßig Forschungsprojekte statt. Dabei stehen sowohl neue Medikamente im Mittelpunkt, aber auch innovative Therapieformen oder der Einsatz von neuen technischen Möglichkeiten. Von den Förderstiftungen konzentrieren sich viele auf bestimmte Krankheitsbilder oder Schwerpunkte. Beispiele für solche Fördermittelprogramme sind:
- Rahmenprogramm Gesundheitsforschung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Hier gibt es Förderausschreibungen in den Bereichen Medizintechnik, Pharmazie, regenerative Medizin, Prävention, Ernährung, Versorgungsforschung, klinische Forschung, Krankheiten.
Die Deutsche Krebshilfe hat eine Vielzahl von Fördermöglichkeiten mit den Schwerpunkten: klinische Forschung und kliniknahe Grundlagenforschung, Versorgungsmaßnahmen und Versorgungsforschung, medizinische und wissenschaftliche Nachwuchsforschung, Krebstherapiestudien, Krebsfrüherkennung, onkologischen Spitzenzentren, translationale Onkologie und Selbsthilfe.
- Die Zukunftsstiftung Gesundheit der GLS Treuhand unterstützt Impulse für ein patientenzentriertes Gesundheitswesen und hat ihre Wurzeln in der anthroposophischen Medizin.
- Die Else Kröner-Fresenius-Stiftung fördert im medizinisch-wissenschaftlichen Bereich Einzelprojekte, Nachwuchskräfte und vergibt jährlich einen Forschungspreis.
Krankenhaus-Fördermittel von privaten Stiftungen, Organisationen und Unternehmen
Private Institutionen fördern nicht nur in der Forschung, sondern auch weitere Schwerpunkte der stationären und ambulanten Medizin und Pflege. Hier gibt es eine große Vielfalt von Themen: Die Robert Bosch Stiftung hat einen Förderschwerpunkt „Palliative Praxis“ und die Auerbach Stiftung unterstützt die KlinikClowns Bayern e. V. Fördervoraussetzung ist auch bei privaten Gebern meist ein gemeinnütziger Status.
Viele Förderquellen agieren nur im regionalen und lokalen Umfeld
Wichtig ist an dieser Stelle der Hinweis, dass 70 Prozent aller Förderquellen ausschließlich im regionalen oder lokalen Umfeld aktiv sind. Typisches Beispiel sind die Förderaktivitäten von Sparkassen und Genossenschaftsbanken. Diese fördern gemeinnützige Aktivitäten im eigenen Geschäftsgebiet, beispielsweise Fahrzeuge, therapeutische Gärten, die auch öffentlich zugänglich sind, oder generationsübergreifende Ehrenamtsprojekte.
Vor diesem Hintergrund lohnt es sich, einmal die Förderinstitutionen und Mäzene von Krankenhäusern und Gesundheitseinrichtungen in der direkten Umgebung zu analysieren. Viele Förderer legen Wert darauf, dass Sie öffentlich genannt werden. Hier ein paar Beispiel:
- Die Förderer der Leukämiehilfe Ostbayern
KUNO-Stiftung Kinder-Uniklinik Ostbayern Spendenaktionsübersicht
- Spender und Förderer des Klinikums Nürnberg
- Förderer und Spender der Rehabilitationsklinik Katharinenhöhe Schönwald/Schwarzwald
- Fördervereine und Spenden für das Universitätsklinikum Freiburg
So bekommen sie Durchblick im Förderdschungel für Krankenhäuser und das Gesundheitswesen
Angesichts der dargestellten vielfältigen Fördermöglichkeiten liegt die erste Herausforderung darin, die passenden Förderausschreibungen zu finden. Je nachdem wieviel Zeit Sie investieren möchten (oder können), gibt es dazu verschiedene Möglichkeiten:
- Mit den in diesem Artikel gegebenen Hinweisen und mit den zahlreichen Links zu Förderübersichten und Stiftungsverzeichnissen in unserem kostenlosen Internetverzeichnis können Sie direkt mit der Recherche beginnen.
- Wenn
Sie Zeit sparen möchten, nutzen sie den Förderlotse Fördermittelführer. Damit können Sie auf eine Vorauswahl der wichtigsten Zuschussmöglichkeiten zurückgreifen. Die Steckbriefe zu jedem Förderprogramm fassen die wichtigsten Infos für sie zusammen.
- Oder Sie lassen sich durch unser neues E-Learning-Angebot fit in der Fördermittelrecherche machen.
Wie auch immer Sie vorgehen, angesichts des hohen Investitionsdrucks einerseits und den interessanten Finanzierungsmöglichkeiten durch Fördermittel andererseits lohnt es sich, das Thema für sein Krankenhaus zu erschließen und auszubauen.
Wenn Sie tiefer in das Thema Fördermittelgewinnung einsteigen möchten: Unser Kompaktseminar
In unserem eintägigen Seminar erhalten Sie einen komprimierten Überblick über folgende Themen:
- Durchblick im Förderdschungel – Finanzierung durch die öffentliche Hand, Europäische Union, Soziallotterien, private Stiftungen und Förderfonds: Wer fördert? – Was wird gefördert? – Wie wird gefördert?
- Fördermittelrecherche – Wie und wo finden Sie direkt die Förderausschreibungen für Ihr Vorhaben?
- Gewinnung von Fördermitteln in fünf Schritten – Konzeption, Recherche, Antragstellung, Fördervertrag und Projektumsetzung – Wie gehen Sie vor? – Was sollten Sie beachten? – Was darf nicht passieren?
Weitere Informationen über Termine und Veranstaltungsorte finden Sie hier.
Weiterführende Informationen zur Fördermittelgewinnung zu bestimmten Themen und Zielgruppen
Über folgende Links erhalten sie viele weitere Tipps zu bestimmten Fördermöglichkeiten:
- Fördermittel für Projekte der Altenhilfe
- Aktuelle Fördermöglichkeiten durch Lotterien
- Die zehn größten Förderstiftungen