Überblick über die Fördermöglichkeiten für Digitalisierung-Vorhaben von gemeinnützigen Organisationen


Die Digitalisierung ist ein Prozess, der die gesamte Gesellschaft beeinflusst und nicht mehr rückgängig zu machen ist. Dies gilt natürlich genauso für den gemeinnützigen Sektor. Egal ob soziale Dienste, Pflegeeinrichtungen, Sportvereine, Bürgerinitiativen oder Klimaschutzgruppen, überall steht man vor der Herausforderung, die eigenen Projekte und Programme auf digitale Kanäle umzustellen.

Darüber hinaus bietet die Technik die Möglichkeit, völlig neue Ideen und Angebote zu entwickeln. Viele Förderstiftungen und Fördermittelgeber haben die Wichtigkeit der Digitalisierung im gemeinnützigen Sektor erkannt und hierfür Förderungsmöglichkeiten entwickelt. In diesem Artikel möchten wir die verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten für Projekte aufzeigen, die sich mit der Digitalisierung im gemeinnützigen Sektor beschäftigen.


Was wird gefördert – einige Digitalisierungs-Beispiele aus der Praxis

Damit Sie sich eine bessere Vorstellung davon machen können, was in der Praxis im Bereich der technischen Innovationen im Non-Profit-Sektor gefördert wird, haben wir Ihnen hier einige Beispiele von geförderten Projekten herausgesucht. Vor allem in den letzten Monaten sind viele neue Projekte hinzugekommen, da Vereine und Organisationen auf Grund der COVID-19-Krise gezwungen waren, ihr Angebot schnell auf digitale Möglichkeiten umzustellen.


Was ist mit Digitalisierung im gemeinnützigen Sektor gemeint?

Allgemein bedeutet Digitalisierung die Umstellung von analogen auf digitale Technologien. In Bezug auf die gesamte Gesellschaft spricht man auch vom digitalen Wandel, denn diese Veränderungen betreffen alle Bereiche des gesellschaftlichen Zusammenlebens.

Die Digitalisierung im gemeinwohlorientierten Sektor meint ganz unterschiedliche Prozesse und Entwicklungen. Mit den folgenden Beispiele wird das klarer:

  • Vereinfachung und Entlastung bei der Pflegedokumentation in Krankenhäusern und stationären Einrichtungen
  • Nutzung von neuen Medien zum Aufbau von niedrigschwelligen Beratungsangeboten
  • Schulung von benachteiligten Menschen bei der Nutzung des Smartphones
  • Aufbau eines Online-Shops für die Produkte eines Inklusionsunternehmens
  • Ausstattung der Schülerinnen und Schüler mit Endgeräten für den Onlineunterricht
  • Aufbau eines WLAN-Hotspots in einem offenen Jugendzentrum
  • Verwalten der Mitglieder- und Spenderlisten in Form einer Fundraisingdatenbank
  • Launch einer Spendenaktion über Facebook oder WhatsApp
  • Durchführung der Jahreshauptversammlung eines Vereins inklusive Vorstandswahlen im Internet
  • Entwicklung von E-Learning-Angeboten zur Arbeitssicherheit von Mitarbeitenden

Es geht also nicht nur um die Investitionen in Technik, sondern insbesondere auch um die Qualifikation von Menschen und die Organisationsentwicklung.

Der Fördermarkt ist beständig in Bewegung. Bleiben Sie informiert...

In unserem regelmäßigen Newsletter erhalten Sie aktuelle Fördertipps, Hinweise auf neue Blogartikel, Veranstaltungen und Angebote von Förderlotse.

Drei Zielgruppen der Förderung

Allein in der Förderdatenbank des Bundeswirtschaftsministeriums über die Fördermöglichkeiten von Bund, Ländern und EU finden sich mit dem Stichwort Digitalisierung über 370 Einträge. Wenn man sich diese staatlichen Fördermöglichkeiten für Digitalisierungsprojekte ansieht, wenden sich diese an drei verschiedene Zielgruppen:


1.) Digitalisierungvorhaben von gewerblichen Unternehmen, klein- und mittelständische Unternehmen (KMU) und Existenzgründern

Hier gibt es eine Vielfalt von Möglichkeiten. Dabei werden sowohl die Entwicklung von eigenen digitalen Angeboten gefördert (z. B. Programm „Digital Jetzt“ – Investitionsförderung für KMU) als auch der Aufbau des eigenen Online-Marketings oder Investitionen in die IT-Sicherheit (z. B. Förderprogramm „go-digital“).

Neben dem Bund sind hier auch alle Bundesländer mit eigenen Förderschienen aktiv (z. B. Förderprogramm „Förderung von digitalen Modellregionen“ in NRW). Leider sind gemeinnützige Organisationen beim Großteil dieser Förderungen von der Antragstellung ausgeschlossen. Sie können diese Finanzhilfen also nur nutzen, wenn sie ein gewerbliches Tochterunternehmen haben oder entsprechende gewerbliche Kooperationspartner.

Dass es manchmal Ausnahmen gibt, beweist die jüngste Ausschreibung des Innovationsprogramms für Geschäftsmodelle und Pionierlösungen (IGP) vom Februar 2021. Im dritten Aufruf mit dem Thema „Innovationen im Bereich Bildung und Informationszugang mit hohem ‚sozialen Impact‘“ waren neben gewerblichen Unternehmen ausdrücklich auch gemeinnützige Träger zu einer Teilnahme aufgerufen.


2.) Digitalisierungsvorhaben von gemeinnützige und gemeinwohlorientierte Organisationen

Für diesen Bereich gibt es Förderprogramme, die sich auf die Investitionen und auf die Einführung von neuen Technologien für die gemeinnützige Arbeit konzentrieren. Beispiele sind das:


3.) Digitalisierungsvorhaben von Hochschulen und Forschungseinrichtungen

Die Digitalisierung wirft eine Vielzahl von neuen Forschungsfragen auf. Auch in Bezug auf den Arbeitsbereich von gemeinnützigen Organisationen. Hier gibt es bei einer Zusammenarbeit mit entsprechenden wissenschaftlichen Einrichtungen weitere Fördermöglichkeiten, beispielsweise:

  • Fördermaßnahme „Forschung Agil“ mit dem Ziel, die Erforschung und Entwicklung von Technologien zu fördern, die für aktuelle Fragestellungen aus dem Bereich der Kommunikationssysteme und IT-Sicherheit innovative Lösungen liefern. Die einzelnen Förderaufrufe hatten die Schwerpunktthemen:
    • Unterstützung von Bürgerinnen und Bürgern bei der privaten IT-Sicherheit
    • Erkennen und Bekämpfen von digitalen Desinformationskampagnen
    • Selbstvermessung und digitale Selbstbestimmung


Es muss nicht immer Digitalisierung draufstehen

Die Anwendung von neuen Kommunikations- und Informationstechnologien in Social-Profit-Organisationen ist kein Selbstzweck. Mit diesen Instrumenten möchten wir letztendlich unsere Angebote verbessern, die einen positive gesellschaftliche Wirkung erzielen. In diesem Sinne sind es „Mittel zum Zweck“. Vor diesem Hintergrund lassen sich Digitalisierungsvorhaben natürlich auch den klassischen Förderern des gemeinnützigen Sektors als Fördervorhaben vorschlagen.

Wenn ich im Internet aktuell ein Beratungsangebot für Kinder und Jugendlichen in meiner Region aufbaue, damit diese besser mit der Isolation in der Pandemiesituation umgehen können, kann ich alle Förderer mit der Zielgruppe Kinder und Jugendliche anfragen, auch wenn diese das Thema Digitalisierung nicht explizit als Förderschwerpunkt nennen.

Das sind dann z. B. die örtlichen Sparkassen und Genossenschaftsbanken, die Medienfonds, Stiftungen, Lotteriemittel und nicht zuletzt die öffentliche Hand.


Überblick im Dschungel der Förderung von Projekten zur Digitalisierung im gemeinnützigen Sektor

Damit Sie im Dschungel der Förderungsmöglichkeiten von Projekten zur Digitalisierung im gemeinnützigen Sektor nicht den Überblick verlieren, haben wir hier einmal einige mögliche Förderungen nach Kategorien aufgeteilt aufgelistet.

Da die Digitalisierung sich aber sehr schnell weiterentwickelt, kommen auch im Bereich der Förderung schnell neue Möglichkeiten dazu, so dass Sie auf jeden Fall eine aktuelle und umfassende Fördermittelrecherche betreiben sollten, um sich selbst einen Überblick über die Fördermöglichkeiten zu verschaffen.


Aktuelle Beispiele für die Förderung der Digitalisierung auf Bundesebene

Angesichts der COVID-19-Entwicklung stellt der Bund ab 1. Januar 2021 im Rahmen des Zukunftsprogramms Krankenhäuser den Krankenhäusern 3 Milliarden Euro bereit, um in moderne Notfallkapazitäten, die Digitalisierung und die IT-Sicherheit zu investieren. Im Dezember 2020 wurde die entsprechende Förderrichtlinie veröffentlicht. Die Umsetzung erfolgt auf der Ebene der Bundesländer. Wie das genau passieren wird, ist aktuell noch in der Abstimmung.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt durch die Initiative „Total Digital!“ verschiedene Projekte zum Thema Leseförderung für Kinder.

Vor wenigen Tagen wurde eine weitere Milliarde für das Förderprogramm „Neustart Kultur“ der Staatsministerin für Kultur und Medien vom Kabinett beschlossen. Damit sollen u. a. die Förderlinien aus dem letzten Jahr weitergeführt werden. Es gibt also gute Hoffnungen, dass Förderprogramme wie dive in – Programm für digitale Interaktionen oder Kultur.Gemeinschaften – Förderprogramm für digitale Content-Produktion in Kultureinrichtungen wieder Gelder vergeben können.

Bis zum 31. März sucht der Prototype Fund, ein Förderprogramm, das vom Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) ausgeschrieben wird, nach gemeinwohlorientierten Softwareprojekten von selbstständigen Einzelentwickler:innen und kleinen Teams. Dabei ist eine Förderung mit bis zu 47.500 Euro über 6 Monate möglich.

Was viele nicht wissen, auch im Rahmen der aktuellen Überbrückungshilfe III im Zusammenhang mit der Bewältigung der COVID-19-Situation können gemeinnützige Organisationen Zuschüsse in Höhe von bis zu 20.000 Euro für Digitalisierungsvorhaben erhalten.


Beispiele für die Förderung der Digitalisierung durch die Bundesländer

In Bayern kann im Rahmen des Förderprojektes Heimat Digital Unterstützung beantragt werden, um digitale Heimatprojekte umzusetzen.

Der Digitalbonus.Vereine.Niedersachsen fördert eingetragene Vereine und gemeinnützige Körperschaften, die in die Digitalisierung oder in die IT-Sicherheit investieren, mit bis zu 10.000 Euro.

Im aktuellen Förderaufruf „REACT-EU in Baden-Württemberg“ werden im Förderschwerpunkt Digitalisierung in den Bereichen Soziales, Gesundheit und Pflege drei Einzelthemen aufgerufen:

  • Digitales Empowerment der Sozialen Arbeit
  • Migrantenorganisationen – Fit für Digitalisierung
  • Digitale Befähigung in Medizin und Akutpflege

Diese Förderlinie ist ein erstes Beispiel für die neuen Förderprogramme der Europäischen Union in der Förderperiode 2021–2027. Das Thema Digitalisierung wird auch bei der Neugestaltung der Förderprogramme Europäischer Sozialfonds ESF oder ERASMUS Plus eine wichtige Rolle spielen.


Förderungsmöglichkeiten durch Unternehmen

Auch im Bereich der Wirtschaft gibt es Unternehmen, die gerne die Digitalisierung im gemeinnützigen Sektor fördern – natürlich besonders dann, wenn diese Unternehmen auch aus dieser Branche kommen.

Oftmals ist die Unterstützung eine Kombination aus finanzieller Unterstützung und Know-how, denn dieses ist für die Vereine ja genauso viel wert. In der Initiative digital.engagiert fördert zum Beispiel Amazon gemeinsam mit dem Stifterverband Teams, die die digitale Fähigkeiten von jungen Menschen stärken möchten.


Förderung durch Soziallotterien

Auch die Soziallotterien fördern die Digitalisierung im gemeinnützigen Sektor durch verschiedene Projekte. So kann bei der Aktion Mensch zum Beispiel Unterstützung für den Ausbau des Internets durch das Projekt Internet für Alle beantragt werden, wodurch die Teilhabe aller Menschen am digitalen Fortschritt ermöglicht werden soll.

Auch die Deutsche Fernsehlotterie fördert Projekte aus dem Bereich der Digitalisierung, vor allem was die Ausstattung mit Hardware und Einrichtung angeht.


Um die Ecke denken – andere Förderschwerpunkte nutzen

Es muss ja nicht immer finanzielle Unterstützung sein – Förderungsmöglichkeiten gibt es ja auch noch andere. Auf der Plattform youvo werden Kreative und IT-Profis mit gemeinnützigen Organisationen zusammengebracht, die Unterstützung bei Projekten im Bereich Digitalisierung benötigen.

Stifter-Helfen ist ein Portal, über das gemeinnützige Organisationen IT-Spenden erhalten können, egal ob Hardware oder Software. So kann auch Geld gespart werden, das dann an anderer Stelle wieder in die Digitalisierung investiert werden kann. 


Koautorin: Eva Wieners


Unsere aktuellen Weiterbildungen:


{"email":"Email address invalid","url":"Website address invalid","required":"Required field missing"}

Torsten Schmotz

Über den Autor/die Autorin

Gründer und Geschäftsführer des Unternehmens Förderlotse Torsten Schmotz, Seniorberater, Hochschuldozent und Fachautor, seit 2006 ist das Fördermittel-Fundraising sein beruflicher Schwerpunkt.



Diese Blogartikel könnten Sie ebenfalls interessieren

Erfolgsfaktoren bei der Stiftungsförderung und die fünfzehn größten Förderstiftungen in Deutschland
Software für das Fördermittelmanagement (Teil 2)
Software für das Fördermittelmanagement (Teil 1)
Organisation des Fördermittel-Fundraisings
In fünf Schritten Fördermittelprojekte beantragen und umsetzen
Blogserie zur Fördermittelrecherche (Teil 2): Suche in Verzeichnissen und Datenbanken
Wie man Förderstiftungen in der deutschsprachigen Schweiz und in Liechtenstein finden und als Förderpartner gewinnen kann
Förderung von Personalkosten durch die Jobcenter – eine unterschätzte Möglichkeit

Der Fördermarkt ist beständig in Bewegung. Bleiben Sie informiert...

In unserem regelmäßigen Newsletter erhalten Sie aktuelle Fördertipps, Hinweise auf neue Blogartikel, Veranstaltungen und Angebote von Förderlotse.

>